Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die in Deutschland jährlich bei etwa 40.000 Frauen neu diagnostiziert wird. Endometriose wirkt sich nachteilig auf die Lebensqualität, das soziale und berufliche Leben aus. Besonders Schmerzen stellen eine starke Belastung für die betroffenen Patientinnen dar und sind oftmals nicht mit objektiven Kriterien nachweisbar. Einen Anhaltspunkt gibt die numerische Bewertungsskala (NRS), mit derer die Patientinnen ihre Endometriose-bedingten Schmerzen angeben können: 0 kein Schmerz bis 10 maximal vorstellbarer Schmerz. Folgende Schmerzen können auftreten:

  • Unterbauchschmerz
  • Dysmenorrhö (Regelschmerzen)
  • Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr)
  • Dysurie (erschwerte oder schmerzhafte Blasenentleerung)
  • Dyschezie (Probleme/Schmerzen beim Stuhlgang)

Die Symptome stehen meist mit dem Menstruationszyklus in Zusammenhang, müssen es aber nicht. Die Ausprägung der Symptome ist von der Lage, nicht aber von der Größe der Endometrioseläsionen abhängig. Zur Behandlung der Endometriose-bedingten Schmerzen stehen verschieden medikamentöse und operative Behandlungsansätze zur Verfügung.

Aktuelle ESHRE-Leitlinie zur Endometriose – Was ist wichtig?

Die europäische Leitlinie zur Diagnose und Behandlung der Endometriose (ESHRE-Guideline, European Society of Human Reproduction and Embryology) von 2014 wurde 2022 aktualisiert, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur bestmöglichen Diagnose und Behandlung der Endometriose widerzuspiegeln.1 Insbesondere wurden der Fortschritt in der Diagnosemöglichkeit und neue medikamentöse Therapieoptionen aufgenommen.

Diagnostik- und Therapieoptionen in allen Lebenslagen

Ein zentrales Thema ist die Wichtigkeit bildgebender Verfahren für die Diagnosestellung: so sollte die transvaginale Sonographie (TVS) nun als erstes Diagnoseverfahren zum Einsatz kommen. Die Laparoskopie gilt hingegen nicht mehr länger als der Goldstandard. Die aktualisierte Leitlinie gibt zudem wichtige Behandlungshinweise zur Endometriose bei Jugendlichen und Frauen vor und nach der Menopause. Denn selbst noch in den Wechseljahren sind Symptome – und Behandlung – möglich.1

Bei der Auswahl der Behandlung soll zudem der Kinderwunsch abgefragt und anhand des validierten Endometriose-Fertilitätsindex (EFI) zur Einschätzung der Schwangerschaftschancen berücksichtigt werden. Neue Daten zeigen darüber hinaus, dass obwohl Endometriose insbesondere mit einem höheren Risiko für Eierstock-, Brust- und Schilddrüsenkrebs verbunden ist, Frauen mit Endometriose vermutlich nur ein geringfügig erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen insgesamt haben. Vorsorgeuntersuchungen für Endometriumkarzinom und Brustkrebs spielen jedoch auch weiterhin eine wichtige Rolle bei Endometriose. Weitere wichtige Neuerungen in der aktualisierten ESHRE-Leitlinie reflektieren neue Therapieoptionen bei Endometriose-bedingten Schmerzen (siehe Therapieschema in Abb. 1).1

Neue Medikamente bei Endometriose mit starken Schmerzen

Zur Schmerzlinderung nach der aktuellen ESHRE-Leitlinie trifft der Arzt oder die Ärztin die Therapiewahl nicht alleine, sondern gemeinsam mit der Patientin. Je nach Präferenz, Nebenwirkungsprofil, individueller Wirksamkeit und Kinderwunsch können hormonelle Behandlungen, Operationen sowie Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Bei leichten bis mäßigen Schmerzen kommen oftmals nicht-steroidale-anti-inflammatorische Analgetika (NSAID) (z. B. Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen) zum Einsatz, um Schmerzen abzumildern. Zum anderen können bei starken Schmerzen auch Opioide eingesetzt werden. Eine Dauertherapie von Schmerzmitteln birgt Risiken und kann unerwünschte Nebenwirkungen haben. Sie sollten deshalb sehr gezielt und kontrolliert eingesetzt werden.

Abb. 1: Therapieschema zur Behandlung von Schmerzen bei Endometriose, nach ESHRE-Guideline, Stand 20221

Wenn erste Behandlungsansätze (Erstlinie) nicht ausreichend wirken, stehen Betroffenen nun mehr Optionen für wirksame Schmerzlinderung zur Verfügung. Bisher können in Zweitlinie GnRH-Agonisten zum Einsatz kommen. Als neue Behandlungsoption für die Zweitlinie wurden nun GnRH-Antagonisten in die Empfehlungen der ESHRE-Leitlinie aufgenommen.1

Patientinnen-zentrierte Therapieziele bei Endometriose erreichen

Die aktualisierte ESHRE-Leitlinie unterstützt das Management der Endometriosebehandlung durch klare Empfehlungen und praktische Anwendbarkeit.2 Dem Stellenwert der medikamentösen Therapie wurde Rechnung getragen und die Vorteile der GnRH-Antagonisten in der Dauertherapie herausgearbeitet.

Mit freundlicher Unterstützung von Gedeon Richter Pharma GmbH 

Referenzen

1: Becker CM, Bokor A, Heikinheimo O, Horne A, Jansen F, Kiesel L, King K, Kvaskoff M, Nap A, Petersen K, Saridogan E, Tomassetti C, van Hanegem N, Vulliemoz N, Vermeulen N; ESHRE Endometriosis Guideline Group. ESHRE guideline: endometriosis. Hum Reprod Open. 2022 Feb 26;2022(2):hoac009. doi: 10.1093/hropen/hoac009. PMID: 35350465; PMCID: PMC8951218. https://academic.oup.com/hropen/article/2022/2/hoac009/6537540

2: Yu EH, Joo JK. Commentary on the new 2022 European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) endometriosis guidelines. Clin Exp Reprod Med. 2022 Dec;49(4):219-224. doi: 10.5653/cerm.2022.05603. Epub 2022 Nov 28. PMID: 36482496; PMCID: PMC9732073. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36482496/