Thromboprophylaxe-Strategie bei COVID-19 – was sagen die Richtlinien?
Ein Expertenteam identifizierte 33 Richtlinien-Berichte nationaler und internationaler Gesellschaften zur Strategie der Thromboprophylaxe bei COVID-19 in unterschiedlichen Settings. Im systematischen Review zeigte sich als wichtigster Faktor die individuelle Risiko-Stratifizierung. Die Thromboprophylaxe war zudem besonders im stationären Setting unstrittig.
Venöse Thromboembolien (VTE) treten bei Patienten mit schwerem COVID-19 nach Infektion mit dem neuen Coronavirus häufig auf. Die Antikoagulation hat sich bereits in früheren Studien als vorteilhaft für das Überleben von hospitalisierten COVID-19-Patienten erwiesen. Allerdings steht bislang die Definition der optimalen Thromboprophylaxe-Strategie aus.
Thromboprophylaxe-Strategie bei COVID-19 – was sagen die Richtlinien?
Ein Expertenteam identifizierte nun veröffentlichte Richtlinien-Berichte nationaler und internationaler Gesellschaften zur Strategie der Thromboprophylaxe bei COVID-19 in unterschiedlichen Settings. In diesem systematischen Review auf Basis der medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed/Embase wurden Berichte zur Prophylaxe von Thromboembolien bei ambulanter und stationärer Behandlung sowie nach Entlassung aus der klinischen Behandlung analysiert.
Systematischer Review über 33 Artikel
Die Autoren erfassten 1 942 Artikel, aus denen 33 Richtlinien-Dokumente identifiziert werden konnten. 20 der Artikel waren durch nationale Gesellschaften veröffentlicht worden, 13 stammten von internationalen Gesellschaften. Empfehlungen lagen vorwiegend für hospitalisierte Patienten (97 % der Berichte) und für die Zeit anschließend an die Entlassung aus der Klinik (75 %) nach COVID-19-Behandlung vor. Zu ambulanten Behandlungen wurden nur in 34 % der Berichte Aussagen getroffen.
Risiko-Stratifizierung Basis aller Entscheidungen
Kernelement aller in den Dokumenten empfohlenen Thromboprophylaxe-Strategien ist die Risiko-Einschätzung für Thrombosen und Blutungen vor jeder Therapieentscheidung. 81 % der Dokumente empfahlen eine Thromboprophylaxe für alle Patienten in klinischer Behandlung mit niedrig-molekularem Heparin (prophylaktische Dosierung), irrespektive des VTE-Risikos. Mittlere Dosis-Intensität wurde bei Patienten mit hohem VTE-Risiko in 56 % der Dokumente, therapeutische Dosierung in 28 % der Dokumente empfohlen. Eine mechanische Thromboprophylaxe empfahlen 59 % der Dokumente im Falle erhöhter Blutungsrisiken oder einer Kontraindikation für pharmakologische Thromboprophylaxen. Erweiterte pharmakologische Thromboprophylaxen wurden durch 63 % Berichte bei Patienten mit hohem VTE-Risiko nach Entlassung aus der klinischen Behandlung empfohlen. Für ambulante Patienten rieten 28 % der Dokumente zu einer pharmakologischen Thromboprophylaxe bei hohem VTE-Risiko.
Prophylaxe besonders bei stationärer Behandlung unstrittig
Demnach besteht weitgehend ein Konsensus der nationalen und internationalen Gesellschaften für eine Thromboprophylaxe bei COVID-19-Patienten, besonders in stationärer Behandlung. Die Empfehlungen basieren auf begrenzter Evidenz aus Beobachtungsstudien.
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Quelle: Kyriakoulis KG, Kollias A, Kyriakoulis IG, Kyprianou IA, Papachrysostomou C, Makaronis P, Kotronias RA, Terentes-Printzios D, Toskas I, Mikhailidis DP. Thromboprophylaxis in Patients with COVID-19: Systematic Review of National and International Clinical Guidance Reports. Curr Vasc Pharmacol. 2022;20(1):96-110. doi: 10.2174/1570161119666210824160332. PMID: 34431465.
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