Arzneimittel für Erwachsene eignen sich nicht für Kinder
Tipps für Eltern
Hannover – Müssen Kinder Arzneimittel einnehmen, können die Dosierung und die Einnahme zu einer großen Herausforderung werden, denn nicht alle Arzneimittelhersteller bieten kindgerechte Medikamente an. Eltern, die bei der Gabe der richtigen Menge und der Darreichungsformen unsicher sind, können sich in der Apotheke vor Ort beraten lassen, erklärt die Apothekerkammer Niedersachsen.
Für jeden Wirkstoff die kindgerechte Dosierung
Sind Arzneimittel für Kinder im Handel nicht verfügbar, fertigen die Apotheker:innen in der Apotheke vor Ort das benötigte Medikament in der richtigen Dosierung und Darreichungsform speziell für das Kind an. Die Dosierung von Medikamenten muss für jedes Kind individuell an sein Gewicht und Alter angepasst werden. Der Stoffwechsel von Kindern verarbeitet die Wirkstoffe in Magen, Darm und Nieren anders als bei Erwachsenen, und auch die Verwertung und Ausscheidung unterscheiden sich. Die Blut-Hirn-Schranke, eine Schranke zwischen Blut und Nervengewebe, die das Gehirn schützt, wird bei Kindern leichter durchdrungen. Diese Merkmale machen deutlich, wie unterschiedlich Arzneimittel bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen angewendet werden müssen.
Medikamente richtig verabreichen
Wenn die korrekte Dosierung bestimmt wurde, sollten Eltern dafür sorgen, dass das Kind das Medikament auch wirklich aufnimmt und nicht nach der Einnahme wieder ausspuckt. Häufig erhalten Kinder Arzneisäfte mit einem Löffel. Für eine exakte Dosierung ist allerdings eine Oralspritze die bessere Wahl. Der Saft kann sanft in die Wangentasche gegeben werden und das Kind verschluckt sich nicht. Eltern können sich bei Bedarf in der Apotheke vor Ort beraten lassen.
Vielfältige Möglichkeiten für kindgerechte Medikamenteneinnahme
Neben den herkömmlichen Saft- und Tropfenformen gibt es eine Vielzahl anderer kindgerechter Darreichungsformen, die die Einnahme von Medikamenten für Kinder erleichtern können wie beispielsweise Trinktabletten, die zur Herstellung einer Lösung dienen, sowie Schmelztabletten und Minitabletten, die die Einnahme für Kinder angenehmer gestalten. Pulver und Granulate bieten ebenfalls eine praktische Möglichkeit, Medikamente in die Ernährung der Kleinen zu integrieren. Besonders für Säuglinge und Kleinkinder gibt es Zäpfchen und Miniklistiere als sanfte und effektive Lösung. Diese Darreichungsformen erleichtern die Dosierung und Aufnahme von Medikamenten, insbesondere wenn Schlucken noch eine Herausforderung darstellt. In Fällen von verstopften Kindernasen sind Dosiertropfen in Apotheken erhältlich, um die Atmung zu erleichtern. Ab dem zweiten Lebensjahr können auch Nasensprays verwendet werden, die speziell auf die Bedürfnisse von Kleinkindern zugeschnitten sind.
Für weitere Informationen und Beratung zu kindgerechten Medikamentenoptionen stehen Apotheker:innen und medizinische Fachkräfte zur Verfügung, um Eltern bei der Auswahl und Anwendung der am besten geeigneten Lösung für ihre Kinder zu unterstützen.
In der Apotheke das Inhalieren üben
Kinder ab sechs Jahren haben im Beisein eines Erziehungsberechtigten einen Anspruch auf eine Inhalationsschulung in der Apotheke, wenn ein Asthmaspray neu verordnet oder das Inhalationsgerät gewechselt wird. Sie haben diesen Anspruch auch, wenn sie das Asthmaspray schon länger anwenden, aber in den letzten zwölf Monaten keine Einführung erfolgte. Nach der Schulung sind die Kinder sicherer in der Anwendung. Sie werden auch über die Pflege des Inhalators unterrichtet. Die Schulung befähigt auch die Eltern, ihr Kind besser bei der Therapie zu begleiten, und gibt ihnen ein sicheres Gefühl.
Für Babys und Kleinkinder werden auch spezielle Masken angeboten. Sobald Kinder mit einem Strohhalm trinken können, können sie mit Mundstücken inhalieren. Mit bestimmten Mundstücken können auch Säuglinge inhalieren, im Liegen oder während sie entspannt auf dem Schoß gehalten werden.
Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören mehr als 8.000 Mitglieder an. Die Apothekerin und der Apotheker sind fachlich unabhängige Heilberufler:innen. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apotheker:innen die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwerben die Studierenden Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhalten die Apotheker:innen eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung können sie eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist:innen für Gesundheit und Prävention beraten die Apotheker:innen die zur Ausübung der Heilkunde berechtigten Personen kompetent und unabhängig über Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte. Apotheker:innen begleiten Patient:innen fachlich, unterstützen menschlich und helfen so, die Therapie im Alltag umzusetzen.
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