Italien: Todesfälle bei über 80-Jährigen häufiger als in China
Die Wissenschaftler stellen in Italien eine höhere Sterblichkeitsrate durch COVID-19 als in China fest. Dies betrifft vor allem ältere Patienten. Sie nennen allerdings drei Gründe, die die Zahlen möglicherweise beeinflussen und verzerren könnten: die Altersstruktur, nicht einheitliches Berücksichtigen von Vorerkrankungen und eine hohe Dunkelziffer.
Ein neuer Bericht aus Italien beschäftigte sich jetzt mit den Todesfällen, die von COVID-19 hervorgerufen werden können. Dabei verglichen sie auch Zahlen aus China mit denen aus Italien.
Italien hat zum jetzigen Stand die zweithöchste Fallzahl von COVID-19-Erkrankungen nach China. Die Wissenschaftler werteten über 22 000 Fälle in Italien aus. Die Sterblichkeitsrate lag bei 7,2 %. In China betrug die Sterblichkeitsrate nur 2,3 %. Bei Patienten unter 70 Jahren sind die beiden Länder weitestgehend vergleichbar, im fortgeschrittenem Alter sind die Sterblichkeitsraten in Italien jedoch höher. Etwa die Hälfte der italienischen Todesfälle trat bei Patienten ab 80 Jahren auf. In der Altersgruppe ergab sich eine Sterblichkeitsrate von 20 %, in China von 14,8 %. Die Wissenschaftler nennen drei mögliche Gründe für die Unterschiede:
Altersstruktur: Italien hat eine eher alte Bevölkerung. 23 % der italienischen Bevölkerung ist über 65 Jahre alt. 37,6 % aller COVID-19 Patienten waren älter als 70. In China waren nur 11,9 % der Fälle älter als 70. Es gibt jedoch auch einen Bericht der WHO aus China, der auch in China eine ähnlich hohe Sterblichkeitsrate bei über 80-Jährigen zählt.
Vorerkrankungen: Bisher gibt es keine international einheitlichen Absprachen, welche Todesfälle durch das Virus verursacht werden. In Italien wurden alle Todesfälle bei SARS-CoV-2 diagnostizierten Patienten dem Virus zugerechnet. Dabei berücksichtigten die Auswertungen keine Vorerkrankungen. Bei einer Auswertung von 355 verstorbenen Patienten litten nur 3 an keinerlei Vorerkrankungen. Fast die Hälfte der Patienten litt sogar an 3 oder mehr Vorerkrankungen (wie Diabetes, Herzerkrankungen oder Krebs).
Dunkelziffer: Die Tests auf SARS-CoV-2 verlaufen nicht in jedem Land gleich. In Italien wurden irgendwann hauptsächlich nur noch sehr kranke Patienten auf SARS-CoV-2 getestet. Leichte Fälle flossen nicht mehr in die Statistik ein. Dadurch steigt die Sterblichkeitsrate an. Südkorea beispielsweise testet die gesamte Bevölkerung sehr breit gestreut. Sie zählen nur eine geringe Sterblichkeitsrate von 1 %.
Die Wissenschaftler stellen in Italien eine höhere Sterblichkeitsrate durch COVID-19 als in China fest. Dies betrifft vor allem ältere Patienten. Sie nennen allerdings drei Gründe, die die Zahlen möglicherweise beeinflussen und verzerren könnten: die Altersstruktur, nicht einheitliches Berücksichtigen von Vorerkrankungen und eine hohe Dunkelziffer.
Referenz:
Onder, G., Rezza, G., & Brusaferro, S. (2020). Case-Fatality Rate and Characteristics of Patients Dying in Relation to COVID-19 in Italy. JAMA. https://doi.org/10.1001/jama.2020.4683