Corona auch im Speichel nachweisbar
In Zeiten von Materialmangel und Bedarf für großangelegtes Testen, um dem neuen Coronavirus Einhalt zu gebieten, stellten sich Wissenschaftler der Frage, ob Speichel zur Coronavirus-Diagnose eine valide Alternative zum Nasen-Rachenraum-Abstrich sein könnte. Der Vergleich beider Probenarten bei Patienten und medizinischem Personal zeigte vielversprechende Ergebnisse: Saliva-Proben ließen sich durch medizinisches Personal verlässlich selbst entnehmen und zeigten größere Konsistenz über den Infektionsverlauf als der gängige Abstrich. Die Studie wurde als PrePrint veröffentlicht.
Schnelle und akkurate Tests zur Diagnose einer Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 sind ein essenzielles Element zur Kontrolle der aktuellen COVID-19-Pandemie. Der derzeitige Goldstandard zur COVID-19-Diagnose ist die RT-PCR-Detektion von SARS-CoV-2 von Abstrichen aus dem Nasen-Rachenraum. Niedrige Sensitivität, das Risiko für medizinisches Personal, dem Virus ausgesetzt zu sein und globaler Mangel an Material wie Abstrichstäbchen oder Schutzausrüstung machen allerdings die Untersuchung und Validierung alternativer Diagnoseansätze notwendig.
Saliva als alternativer Ansatz zum Abstrich-Test?
Die Saliva ist ein vielversprechender Kandidat für die SARS-CoV-2-Diagnostik, da eine Probe minimalinvasiv entnommen werden kann und verlässlich auch selbst abgegeben werden kann. Außerdem hat sich bei der Detektion anderer respiratorischer Pathogene eine Sensitivität der Saliva gezeigt, die vergleichbar zu der von Abstrichen des Nasen-Rachenraums war. Dies konnte in früheren Untersuchungen auch mit endemischen humanen Coronaviren gezeigt werden.
Um den Einsatz von Speicheltests zur Detektion von SARS-CoV-2 zu validieren, testeten Forscher nun Nasen-Rachenraum- und Saliva-Proben von 44 bestätigten COVID-19-Patienten und selbst entnommene Proben von 98 asymptomatischen medizinischen Angestellten auf COVID-19-Stationen. Das medizinische Personal wurde gebeten, etwa alle 3 Tage Proben zu entnehmen. Von diesen Personen konnten 244 Proben getestet werden. Von den Patienten wurden insgesamt 121 Proben getestet.
Im Vergleich der SARS-CoV-2-Detektion von Proben des jeweils selben Patienten fanden die Wissenschaftler bei der Saliva eine größere Detektions-Sensitivität und Konsistenz über den Infektionszeitraum hinweg. So fanden die Forscher, in Übereinstimmung mit den Beobachtungen anderer Studien, 5 Fälle, in denen der klassische Abstrich negativ auf SARS-CoV-2 getestet wurde, aber von einem positiven Ergebnis gefolgt wurde (5/33 wiederholten Tests, 33 %). Eine solche Variabilität im Ergebnis wurde mit den Saliva-Proben von 12 Patienten, die wiederholt getestet wurden, dagegen nicht gesehen. Außerdem zeigte sich eine geringere Variabilität in den selbst entnommenen Speichelproben. Um die Häufigkeit von Falsch-Negativ-Tests zu ermitteln, testeten die Forscher, wie häufig die humane RNase P in den Proben nachweisbar war. Dabei zeigte sich eine größere Variabilität der Detektion des Markers im Nasen-Rachenraum-Abstrich bei Patienten (p = 0,0001, F-test auf Varianz) und selbst entnommenen Proben des medizinischen Personals (p = 0,0002) als in den Saliva-Proben.
Möglicherweise größere Konsistenz der Virusdetektion aus Saliva-Proben
Zusammengefasst demonstrieren diese Daten, dass Saliva eine mögliche und sensitivere Alternative zu Abstrichen des Nasen-Rachenraums ist. Diese Art der Probe könnte auch die selbständige Probenentnahme zu Hause ermöglichen und somit eine effizientere Basis für großangelegte SARS-CoV-2-Tests darstellen.
Die Studie wurde als PrePrint veröffentlicht, ist also vor Veröffentlichung nicht im Peer-Review-Prozess überprüft worden.
Referenz:
Wyllie Anne Louise, Fournier John, Casanovas-Massana Arnau, Campbell Melissa, Tokuyama Maria, Vijayakumar Pavithra, Geng Bertie, Muenker M. Catherine, Moore Adam J., Vogels Chantal B. F., Petrone Mary E., Ott Isabel M., Lu Peiwen, Lu-Culligan Alice, Klein, Ko Albert I. “Saliva Is More Sensitive for SARS-CoV-2 Detection in COVID-19 Patients than Nasopharyngeal Swabs.” MedRxiv, 2020. https://doi.org/10.1101/2020.04.16.20067835.
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