Die Unterschiede zwischen Menschen mit chronischer Migräne machen die Diagnose, das Management der Erkrankung und klinische Studien recht kompliziert. Manche Betroffene sind stark eingeschränkt, leiden unter Begleiterkrankungen wie Depression und sind nicht oder nur beschränkt arbeitsfähig. Andere Betroffene können dagegen trotz der häufigen Attacken ein aktiveres Leben führen. Forscher ermittelten nun drei Untergruppen bei der chronischen Migräne, die unterschiedlich stark betroffen waren und sich besonders in Selbstwirksamkeit und Sport unterschieden.

Von chronischer Migräne spricht man, wenn über drei Monate hinweg mindestens 15 Kopfschmerztage in 30 Tagen zu verzeichnen waren. Damit hört die einfache Definition allerdings bereits auf. Die Unterschiede zwischen Menschen mit chronischer Migräne machen die Diagnose, das Management der Erkrankung und klinische Studien recht kompliziert. Manche Betroffene sind stark eingeschränkt, leiden unter Begleiterkrankungen wie Depression und sind nicht oder nur beschränkt arbeitsfähig. Andere Betroffene können dagegen trotz der häufigen Attacken ein aktiveres Leben führen.

Unterschiede zwischen Menschen mit chronischer Migräne: Manche stark eingeschränkt, andere weniger

Forscher versuchten nun, die Betroffenen in Gruppen einzuordnen, um chronische Migräne besser zu verstehen. Dazu analysierten sie klinische Daten, die rund um Migräneerkrankungen angesammelt worden waren.

100 Patienten mit chronischer Migräne wurden mit Blick auf 14 migräne-bezogenen klinische Faktoren analysiert. Dabei ermittelten die Wissenschaftler drei größere Gruppen von Patienten. In der ersten Gruppe (29 Patienten) fanden sich die schwer beeinträchtigten Patienten, die unter dem im Vergleich höchsten Grad an Depression und Migräne-bedingter Behinderung litten. Die zweite Gruppe (28 Patienten) waren deutlich geringfügiger beeinträchtigt und zeigten einen hohen Grad an Selbstwirksamkeit und sportlicher Aktivität. In der dritten Gruppe (43 Patienten) fanden sich moderat beeinträchtigte Patienten, die gewissermaßen zwischen den Welten von Gruppe 1 und 2 einzuordnen waren.

Analyse von 100 Patienten und ihren klinischen Daten

Die Forscher analysierten, welche Faktoren besonders diese Gruppierungen ausmachten. Fünf Komponenten konnten immerhin 65 % der Variabilität in der Analyse erklären, waren also besonders bedeutsam. Negativ wirkende klinische Faktoren waren etwa Migräne-bezogene Behinderung, Depression, schlechte Schlafqualität, somatische Symptome, post-traumatische Stressstörung und Übergewicht. Positiv schienen dagegen Faktoren wie Selbstwirksamkeit und das Ausmaß an Sport zu sein.

Negativ: Schlechter Schlaf und Übergewicht, Positiv: Selbstwirksamkeit und Sport

Patienten mit chronischer Migräne können demnach in drei Untergruppen geordnet werden, die den Grad der Belastung durch die Erkrankung mit unterschiedlichen klinischen Faktoren verknüpften. Patienten mit einem hohen Grad an Selbstwirksamkeit und sportlicher Aktivität schienen demnach unter geringeren Behinderungsgraden durch die chronische Migräne zu leiden und zeigten geringfügiger Probleme wie Depression, schlechte Schlafqualität und somatische Symptome. Für das Management chronischer Migräne könnten demnach auch besonders Selbstwirksamkeit und Sportprogramme wichtig sein.

Referenz:
Woldeamanuel, Yohannes W., Bharati M. Sanjanwala, Addie M. Peretz, and Robert P. Cowan. “Exploring Natural Clusters of Chronic Migraine Phenotypes: A Cross-Sectional Clinical Study.” Scientific Reports 10, no. 1 (December 18, 2020): 2804. https://doi.org/10.1038/s41598-020-59738-1.

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