Nebenwirkungen der Prostatakrebs-Behandlung werden vom Patienten oft unterschätzt – Mitentscheiden hilft
Die vorliegende Studie zeigte, dass es wichtig ist, dass sich Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs bei der Therapiewahl beteiligen. Dies reduzierte nämlich unerfüllte Erwartungen, die wiederum mit dem Bereuen der Therapiewahl zusammenhingen.
Für die Behandlung von Prostatakrebs stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Das bedeutet, dass sich der Patient und der Arzt gemeinsam für einen Weg entscheiden müssen. Doch wie zufrieden sind die Patienten anschließend mit der Therapiewahl? Das herauszufinden, ist wichtig, um die gemeinsame Entscheidungsfindung zu optimieren. Wissenschaftler aus den Niederlanden untersuchten, welche Erwartungen der Prostatakrebs-Patienten unerfüllt blieben und ob sie aufgrund dessen ihre Entscheidung bereuten.
296 Prostatakrebs-Patienten nahmen an der Befragung teil
Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 296 Männern, die zwischen 2014 und 2016 die Diagnose lokal begrenzter Prostatakrebs bekamen. Vor ihrer Behandlung und bis zu 12 Monate danach füllten die Patienten Fragebögen aus. Die Wissenschaftler untersuchten, wie häufig Nebenwirkungen der Therapie schlimmer waren als vom Patienten erwartet (unerfüllte Erwartung).
Die meisten Patienten berichteten von schlimmeren Nebenwirkungen als von ihnen erwartet
Die meisten Patienten (71 %, 210 Patienten) berichteten von mindestens einer Nebenwirkung, die schlimmer ausfiel als sie erwartet hatten. 56 % der Patienten berichteten, dass die Probleme mit der Erektion größer waren als erwartet. Für 29 % der Patienten war die Erholungszeit und für 28 % waren die Harnprobleme schlimmer als erwartet. Etwa jeder 4. Patient (24 %) war stärker von Fatigue betroffen und etwa jeder 6. Patient (17 %) hatte stärker mit Darmproblemen zu kämpfen als erwartet. Die unerfüllten Erwartungen waren mit Ausnahme der Fatigue in den verschiedenen Behandlungsgruppen vergleichbar.
Bei der Therapiewahl mitzuentscheiden, kann sich auszahlen
Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass eine passive Rolle bei der Entscheidungsfindung und eine größere Unsicherheit bezüglich der Therapiewahl mit mehr unerfüllten Erwartungen einhergingen. Diese hingen wiederum mit dem Bereuen der Entscheidung zusammen. Im Umkehrschluss kann es sich somit auszahlen, bei der Therapiewahl mitzuentscheiden.
Dass Erwartungen nicht erfüllt wurden, war bei Patienten, die sich aufgrund eines lokal begrenzten Prostatakrebses behandeln ließen, häufig. Die Patienten aktiv in die Therapiewahl einzubinden und sie gut über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungen aufzuklären, kann helfen, unerfüllte Erwartungen zu reduzieren.
Referenz: Wollersheim BM, van Stam MA, Bosch RJLH, Pos FJ, Tillier CN, van der Poel HG, Aaronson NK. Unmet expectations in prostate cancer patients and their association with decision regret. J Cancer Surviv. 2020 May 8. doi: 10.1007/s11764-020-00888-6. [Epub ahead of print]