Die jetzt veröffentlichte S2k-Leitlinie „Nierenerkrankungen und Schwangerschaft“ setzt Standards für die Aufklärung vor einer Schwangerschaft sowie für die Betreuung nierenkranker, auch dialysepflichtiger oder nierentransplantierter Patientinnen während der Schwangerschaft. Leitlinienkoordinatorin für die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie ist Prof. Dr. Sylvia Stracke von der Universitätsmedizin Greifswald. Es ist die erste Leitlinie zu diesem Thema, die die Expertise von Nephrolog*innen und Gynäkolog*innen im deutschsprachigen Raum zusammenfasst.

Zehn Prozent aller Menschen weltweit leiden an einer chronischen Nierenerkrankung. In Vorpommern sind es laut der Greifswalder SHIP-Studie sogar 17 Prozent. Für Frauen mit chronischer Nierenkrankheit besteht ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen. Die Häufigkeit sowie der Zeitpunkt solcher Schwangerschaftskomplikationen sind sowohl abhängig vom Grad der chronischen Nierenkrankheit als auch von der zugrundeliegenden Erkrankung und deren Behandlung. Es existiert keine Grenze für Nierenwerte, bei denen von einer Schwangerschaft abgeraten wird. Die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft ist individuell und gemeinsam mit der Patientin unter Berücksichtigung individueller Risikofaktoren zu treffen.

Über 70 Prozent der Schwangeren mit mittelgradig eingeschränkter Nierenfunktion erleiden eine Frühgeburt und mehr als vier Prozent bekommen eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie). Schwangere mit chronischer Nierenkrankheit können heute mit Medikamenten und regelmäßigem interdisziplinären Monitoring gut behandelt und bis zur Geburt eines gesunden Kindes betreut werden.

„Die Leitlinie bündelt erstmalig die relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Behandlung von Schwangeren mit Nierenerkrankungen und gibt somit den beteiligten Berufsgruppen eine gute Orientierung für die medizinische Begleitung von Betroffenen. Wir haben Standards gesetzt für die Aufklärung vor einer Schwangerschaft und für die Betreuung nierenkranker, auch dialysepflichtiger oder nierentransplantierter Patientinnen während der Schwangerschaft. So müssen zum Beispiel Medikamente angepasst oder die Häufigkeit von Dialysen erhöht werden“, erklärt Prof. Dr. Sylvia Stracke von der Universitätsmedizin Greifswald, die DGfN-Leitlinienkoordinatorin.

Bei der S2k-Leitlinie handelt es sich um eine konsensbasierte Leitlinie („k“), die einen strukturierten Prozess der Konsensfindung durchlaufen hat. Sie ist auf den Internetseiten der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sowie der beteiligten Fachgesellschaften veröffentlicht. Außerdem wird gemeinsam mit dem Patient*innen-Vertreter aus der Leitliniengruppe eine Version für die Patientinnen entwickelt.

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Leitlinie
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A an der Universitätsmedizin Greifswald
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