Molnupiravir bei COVID-19: Kein Vorteil bei geimpften Risikopatienten in ambulanter Behandlung
Eine offene, randomisierte Studie in Großbritannien untersuchte, ob das orale, antivirale Medikament Molnupiravir Krankenhauseinweisungen oder Todesfälle bei ambulant behandelten Patienten mit COVID-19 und erhöhtem Risiko für schwerere Verläufe verhindert. Molnupiravir brachte bei den mehrheitlich vollständig geimpften Risikopatienten keinen Behandlungsvorteil gegenüber der Standardpflege.
Molnupiravir ist ein orales, antivirales Medikament mit Wirkung gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Ob das Mittel bei noch ambulant behandelten Patienten mit COVID-19 und erhöhtem Risiko für schwerere Verläufe einen Vorteil bringt, ist bislang unklar. Die vorliegende Studie untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit von Molnupiravir bei COVID-19-Patienten mit erhöhtem Risiko für Komplikationen und Tod.
Antiviral mit Molnupiravir: Bei ambulantem COVID-19 nützlich?
Die Studie wurde in Großbritannien multizentrisch, offen und randomisiert durchgeführt. COVID-19-Patienten ab 50 Jahren, oder ab 18 Jahren mit relevanten Begleiterkrankungen, wurden in die Studie aufgenommen, wenn sie für bis zu 5 Tage bestätigt an COVID-19 symptomatisch erkrankt waren. Die Patienten in der ambulanten Behandlung erhielten randomisiert entweder den Wirkstoff (800 mg Molnupiravir zweimal täglich) über 5 Tage zusätzlich oder die Standardbehandlung allein. Die Entwicklung von COVID-19 wurde über selbst-ausgefüllte Online-Tagebücher über 28 Tage beobachtet. Die Wissenschaftler ermittelten, ob die Zusatzbehandlung die Zahl der Krankenhausaufnahmen und Todesfälle in der Risikopopulation innerhalb von 28 Tagen nach Randomisierung reduzierte.
Ermittlung der Zahl der Krankenhausaufnahmen und Todesfälle
Zwischen Dezember 2021 und April 2022 wurden 26 411 Teilnehmer zufällig einer der Behandlungen zugeteilt: 12 821 Patienten erhielten Molnupiravir, 12 962 Patienten erhielten nur die Standardbehandlung. 628 Patienten wurden anderen Behandlungsgruppen zugeordnet, die getrennt berichtet werden. In die Auswertung konnten 12 529 Patienten der Molnupiravir-Gruppe und 12 525 Patienten der Standard-Gruppe aufgenommen werden. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 56,6 Jahre. 24 290 Patienten (94 %) waren mit mindestens 3 Impfdosen vollständig gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft. Krankenhauseinweisungen oder Todesfälle wurden von 105 Patienten (1 %) der Molnupiravir-Gruppe und von 98 Patienten (1 %) der Standard-Gruppe berichtet (adjustierte Odds Ratio: 1,06; 95 % Glaubwürdigkeitsintervall: 0,81 – 1,41). Ernste unerwünschte Ereignisse traten bei 50 Patienten (0,4 %) der Molnupiravir-Gruppe und bei 45 Patienten (0,3 %) der Standard-Gruppe auf. Keines dieser Ereignisse war auf Molnupiravir zurückzuführen.
Krankenhaus oder Tod in beiden Gruppen bei 1 % der Patienten
Das antivirale Medikament Molnupiravir reduzierte demnach bei mehrheitlich vollständig geimpften Risikopatienten mit COVID-19 nicht die Häufigkeit der COVID-19-bedingten Krankenhausaufnahmen oder -Todesfälle.
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Quelle: Butler CC, Hobbs FDR, Gbinigie OA, Rahman NM, Hayward G, Richards DB, Dorward J, Lowe DM, Standing JF, Breuer J, Khoo S, Petrou S, Hood K, Nguyen-Van-Tam JS, Patel MG, Saville BR, Marion J, Ogburn E, Allen J, Rutter H, Francis N, Thomas NPB, Evans P, Dobson M, Madden TA, Holmes J, Harris V, Png ME, Lown M, van Hecke O, Detry MA, Saunders CT, Fitzgerald M, Berry NS, Mwandigha L, Galal U, Mort S, Jani BD, Hart ND, Ahmed H, Butler D, McKenna M, Chalk J, Lavallee L, Hadley E, Cureton L, Benysek M, Andersson M, Coates M, Barrett S, Bateman C, Davies JC, Raymundo-Wood I, Ustianowski A, Carson-Stevens A, Yu LM, Little P; PANORAMIC Trial Collaborative Group. Molnupiravir plus usual care versus usual care alone as early treatment for adults with COVID-19 at increased risk of adverse outcomes (PANORAMIC): an open-label, platform-adaptive randomised controlled trial. Lancet. 2022 Dec 22:S0140-6736(22)02597-1. doi: 10.1016/S0140-6736(22)02597-1. Epub ahead of print. PMID: 36566761; PMCID: PMC9779781.
Foto: Pexels/ Anna Shvets