Metaanalyse: Brustkrebs mit erhöhtem Risiko für Schilddrüsenunterfunktion assoziiert
In einer Metaanalyse wurde der Zusammenhang zwischen Brustkrebs, Strahlentherapie und dem Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion untersucht. Die Studie zeigte, dass eine Brustkrebserkrankung das Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion erhöht. Dies war insbesondere der Fall, wenn im Rahmen der Brustkrebstherapie eine Bestrahlung oberhalb des Schlüsselbeins durchgeführt wurde.
Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ, das durch die Produktion wichtiger Hormone zahlreiche Vorgänge im Körper steuert. So werden z. B. Stoffwechsel, Wachstums- und Reifungsvorgänge reguliert. Werden jedoch zu wenige Hormone produziert, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Eine solche Unterfunktion kann mit unspezifischen Symptomen wie u. a. Müdigkeit, Gewichtszunahme, erhöhter Kälteempfindlichkeit und Muskelschwäche verbunden sein.
Schilddrüsenunterfunktion und Krebstherapie
Ein erhöhtes Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion gilt als bekannte Langzeitfolge der Bestrahlung von Krebserkrankungen im Kopf- oder Halsbereich. Dennoch wird die Schilddrüse bei der Strahlentherapie von Brustkrebspatientinnen nicht routinemäßig als Risikoorgan betrachtet. Mit einer 10-Jahres-Überlebensrate von über 75 % unter Brustkrebspatientinnen erhält die Betrachtung solcher Langzeitfolgen jedoch zunehmend an Bedeutung.
In einer Metaanalyse wurde nun der Zusammenhang zwischen Brustkrebs, Strahlentherapie und Schilddrüsenunterfunktion genauer untersucht. Für die Analyse wurden 20 Studien, davon 19 Kohortenstudien und eine randomisierte Studie inkludiert. Als primärer Endpunkt wurde das relative Risiko (RR) für eine Hypothyreose bei Brustkrebspatientinnen im Vergleich zu Frauen ohne Brustkrebs untersucht. Zusätzlich wurde das relative Risiko im Verhältnis zur Art der Strahlentherapie bei Brustkrebspatientinnen untersucht.
Metaanalyse über 20 Studien: Einfluss von Bestrahlung
Die Analyse zeigte eine Erhöhung des Risikos für eine Hypothyreose bei Überlebenden einer Brustkrebserkrankung:
- RR: 1,48; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,17 – 1,87
Das Risiko war am deutlichsten erhöht, wenn im Rahmen der Brustkrebstherapie eine Bestrahlung oberhalb des Schlüsselbeins (supraklavikulär) durchgeführt wurde:
- RR: 1,69; 95 % KI: 1,16 – 2,46
Erhöhtes Risiko für Schilddrüsenunterfunktion mit supraklavikulärer Bestrahlung
Die Autoren schlussfolgerten, dass Brustkrebs und eine Strahlentherapie der supraklavikulären Lymphknoten mit einer Erhöhung des Risikos einer Schilddrüsenunterfunktion assoziiert sei. Im Rahmen der Brustkrebstherapie sollte demnach, insbesondere anschließend an Bestrahlungen, die Schilddrüsenfunktion überwacht werden.
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Autor: Solmunde E, Falstie-Jensen AM, Lorenzen EL, Ewertz M, Reinertsen KV, Dekkers OM, Cronin-Fenton DP. Breast cancer, breast cancer-directed radiation therapy and risk of hypothyroidism: A systematic review and meta-analysis. Breast. 2023 Apr;68:216-224. doi: 10.1016/j.breast.2023.02.008 . Epub 2023 Feb 18. PMID: 36868138 ; PMCID: PMC9996441.
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