Die Supplementierung von Vitamin D erfreut sich zunehmender Beliebtheit, auch wenn ohne bestehenden Mangel ein Nutzen für die meisten Erkrankungen unbewiesen ist. Ein aktualisierter Cochrane Review bestätigt dies jetzt für Asthma: Vitamin D verhindert weder die eine akute Verschlechterung (Exazerbation) der Asthma-Erkrankung, noch verbessert es die Symptome.

Seit etlichen Jahren läuft eine Debatte darüber, ob eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D (dem „Sonnenvitamin“) einer akuten Verschlechterung der Asthma-Erkrankung (Asthma-Exazerbation) vorbeugen oder die Symptome einer Asthma-Erkrankung abschwächen kann. Ein 2016 erschienener Cochrane Review kam dann zu dem Schluss, dass die damals verfügbare Evidenz tatsächlich für einen solchen Nutzen sprach.

Für die nun erschienene Aktualisierung des Reviews konnten die Autor*innen der englischen Cochrane Airways Group nun 20 Studien zu dieser Fragestellung berücksichtigen (anstatt nur 9 Studien in der vorherigen Version). An 15 dieser Studien nahmen 1155 Kinder teil, an den übrigen 5 Studien 1070 Erwachsene. Das Asthma der Teilnehmenden war überwiegend leicht bis moderat ausgeprägt.

Auf Basis dieser wesentlich umfangreicheren Evidenz hat sich das Bild deutlich geändert: Eine Vitamin D-Supplementierung kann demnach über einen Zeitraum von 3 bis 40 Monaten akuten, schweren Asthma-Verschlechterungen (Exazerbationen) nicht vorbeugen (Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit). Auch die Asthma-Kontrolle (Schwere der Symptome) und Lungenfunktionsparameter verbesserten sich nicht (Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit).

Insgesamt schätzen die Autor*innen die Evidenzbasis für diese Nulleffekt-Aussagen als solide ein, auch wenn es Unterschiede zwischen den Studien hinsichtlich der Dosierung, der verabreichten Vitamin D-Form (Vitamin D3 oder spezielle Vitamin D-Formen), den Vitamin-D-Ausgangswerten der Teilnehmenden und der Einnahmetreue gab.

Zu wenige Daten gibt es für Asthmatiker*innen, deren Vitamin D-Blutspiegel auf einen deutlichen Vitamin D-Mangel hindeutet sowie für Personen mit schwerem Asthma. Eine Einzelstudie, in der Calcidiol, eine spezielle Form von Vitamin D, untersucht wurde, zeigte einen vorbeugenden Effekt gegen akute Asthmaverschlechterungen. Dieser müsse nun in weiteren Studien bestätigt werden, so die Autor*innen. Sie fanden zudem 11 derzeit noch laufende Studien, die hoffentlich Eingang in die nächste Aktualisierung finden können.

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Die Erstautorin der Studie, Anne Williamson von der Queen Mary University of London, kommentiert: „Wir können nicht mit Sicherheit sagen, warum diese aktualisierte Überprüfung zu einem derart anderen Ergebnis als unsere ursprüngliche Studie aus dem Jahr 2016 geführt hat. Es könnte sein, dass Menschen mit Asthma heute besser behandelt werden als früher. Oder es könnte sein, dass die Häufigkeit eines Vitamin-D-Mangels aufgrund der zunehmenden Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln im Laufe der Zeit zurückgegangen ist. Unabhängig davon dürften diese jüngsten Ergebnisse für Menschen, die heute mit Asthma leben, anwendbar sein. Die Umkehrung der Ergebnisse unterstreicht auch, warum es wichtig ist, Reviews zu aktualisieren, wenn weitere Forschungsergebnisse verfügbar sind.“

Originalpublikation:

Williamson A, Martineau AR, Sheikh A, Jolliffe D, Griffiths CJ. Vitamin D for the management of asthma. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 2. Art. No.: CD011511. DOI: 10.1002/14651858.CD011511.pub3.