Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche: Ärztekammer und UKM für Impfung der 12- bis 17-jährigen
Gehle und Van Aken warnen: „Die Alternative für die Über‐Zwölfjährigen lautet: Impfen oder Infizieren.“
Für eine zügige Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren sprechen sich die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) und das Universitätsklinikum Münster (UKM) aus „Wenn wir nicht schnell handeln, um die gesamte Jugend vor dem Virus zu schützen, wird sich Corona auch in dieser Altersgruppe unaufhaltsam ausbreiten“, warnen Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle und der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken. „Die Alternative für die Über-Zwölfjährigen lautet: Impfen oder Infizieren.“ Gehle verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Europäische Arzneimittelagentur den Corona-Impfstoff für diese Altersgruppe zugelassen hat, und hofft, dass die Ständige Impfkommission ihr Votum anpasst. Die Impfungen sollen dann nicht mehr auf Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen oder einem erhöhten Expositionsrisiko beschränkt sein.
Es müsse so schnell wie möglich mit dem Impfen von jungen Menschen ab zwölf Jahren begonnen werden, weil es durch die Virusvarianten gerade in dieser Altersgruppe zu steigenden Ansteckungszahlen komme, sagt Van Aken. Lagen in den ersten beiden Corona-Wellen die Inzidenzen bei jungen Menschen meist unter dem Gesamtdurchschnitt, meldete Robert-Koch-Institut bereits Ende April einen besonders starken Anstieg der Fallzahlen in den Altersgruppen der 6- bis 14-Jährigen. Impfungen könnten hier, so Van Aken, die Infektionsketten unterbrechen. „Es ist verständlich, dass sich die jungen Menschen nach so langer Zeit der Pandemie wieder ein altersgerechtes gesellschaftliches Leben wünschen und zum Beispiel miteinander feiern wollen. Aber bevor wir über Feste und Feten reden, müssen wir über das Impfen sprechen.“ Ein aktuelles warnendes Beispiel sind für ÄKWL-Präsident Gehle die Vorkommnisse bei einem zweitägigen Musikfestival in Utrecht, wo sich von 20000 teilnehmenden Menschen 1000 Personen mit Corona infiziert haben. Gehle: „Das Virus feiert mit!“
Die Ärztekammer verweist darauf, dass Corona bei Kindern nicht immer harmlos verläuft. Die Kammer bezieht sich dabei auf Daten aus den USA, die zeigen, dass 14 Prozent der Covid-19-Fälle bei Kindern auftreten, der Verlauf zwar meistens mild ist, aber – wenn auch selten – schwere Komplikationen auftreten können; hier insbesondere das sogenannte Kawasaki Syndrom (Multisystem Inflammatory Syndrome, MIS), das zu einer Entzündung der Gefäße im gesamten Körper führt. Schon von Januar bis Juli 2020 waren 900 Fälle dieses Syndroms in den USA bei Kindern bekannt, sechs Prozent dieser Kinder mussten intensivmedizinisch betreut und beatmet werden, zwei Prozent der Kinder sind verstorben. Vor diesem Hintergrund, sagt Kammerpräsident Gehle, haben etwa Kanada als erstes Land in der Welt sowie die USA die Corona-Impfung schon ab zwölf Jahren empfohlen.
Es gebe hierzulande derzeit genügend Impfstoff, um Kinder und Jugendliche zu impfen. „Die Zeiten der Mangelverwaltung sind vorbei“, so Gehle. Zum anderen verweisen Gehle und Van Aken auf positive Erfahrungen in anderen Ländern wie Kanada, USA, Israel oder Frankreich. In den Vereinigten Staaten seien schon über acht Millionen Jugendliche geimpft. „Die Abwägung von Nutzen und Nebenwirkungen oder Risiken sowie die Gefahr von Long-Covid-Schäden oder Post-Covid-Erkrankungen sprechen eindeutig für das Impfen. Aus diesem Grund dürfen wir die Sommerferien nicht verschlafen und müssen jetzt umgehend mit einer Impf- und Aufklärungskampagne für Kinder und Jugendliche starten“, fordern Gehle und Van Aken abschließend.
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