Corona-Schutzmaßnahmen
Krebs- und Herzpatienten sind in der Nuklearmedizin sicher
Patienten nehmen aus Angst vor einer Corona-Infektion in der Nuklearmedizin zehn Prozent der Untersuchungs- oder Behandlungstermine nicht wahr. Die Sorge vor einer Ansteckung ist aufgrund hoher Sicherheits- und Hygienestandards in den Praxen jedoch unbegründet, betont der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN). Die Experten warnen: Insbesondere Herz- und Krebspatienten setzen sich durch versäumte Kontrollen gesundheitlichen Risiken aus. Jährlich erfolgen in Deutschland in den nuklearmedizinischen Praxen etwa 1,3 Millionen Untersuchungen.
Wie in anderen Facharztpraxen auch, blieben zu Beginn der Corona-Pandemie in der Nuklearmedizin die Hälfte der Patienten Untersuchungsterminen fern. „Diese Situation hat sich ab Mitte April etwas entspannt, aber es wurden weiterhin zwanzig bis dreißig Prozent der Termine abgesagt oder nicht wahrgenommen“, berichtet BDN-Experte Dr. med. Ronald Jochens. „Derzeit erscheinen etwa zehn Prozent der Patienten nicht“, fügt der Berliner Nuklearmediziner hinzu. Die Quote lasse sich auf fünf Prozent verringern, so Jochens, wenn das Praxispersonal Patienten vor der Untersuchung telefonisch über die getroffenen Corona-Schutzmaßnahmen aufklärt.
Desinfektion von Stiften, Türkliniken, Geräten
„Die Schutzmaßnahmen sind umfangreich und stellen sicher, dass keine Infektionsgefahr droht“, betont der BDN-Experte. So betreten Patienten – bis auf Kinder, sehr alte oder dementielle Personen – die Praxis mit Mund-Nasen-Schutz und ohne Begleitperson. Die Anmeldung ist mit einem Spuckschutz ausgestattet, dort gibt es zudem Desinfektionsspender. Fragebögen werden mit praxiseigenen Stiften, die nach jedem Patienten desinfiziert werden, oder mit patienteneigenen Stiften ausgefüllt. In den Wartebereichen ist die Bestuhlung entsprechend der Abstandsregelung reduziert, alle Räume werden regelmäßig gelüftet, Türklinken und Sitzgelegenheiten regelmäßig desinfiziert. „Auch die Geräte desinfizieren wir selbstverständlich nach jeder Untersuchung“, so Jochens.
Einbahnstraßen-System zur Kontaktvermeidung
Mitarbeiter und ärztliches Personal tragen Mund-Nasen-Schutz, bei Bedarf zusätzlich Kittel oder Gesichtsschild. „Darüber hinaus haben viele Praxen ein Einbahnstraßen-System etabliert“, berichtet Jochens. Das bedeutet: Die Patienten erreichen über den Eingang den Anmeldebereich und die Wartezone, danach gelangen sie über den Überwachungsbereich in den Untersuchungsraum, den sie direkt über den Ausgang verlassen – ohne erneut in den Anmeldebereich zurückzukehren. „Die Sicherheits- und Hygienestandards in nuklearmedizinischen Praxen waren aufgrund der Anforderungen zum Strahlenschutz und durch regelmäßige Kontrollen durch die Landesbehörden schon immer hoch“, betont der Nuklearmediziner. „Seit Corona sind sie noch weiter verbessert worden.“
Verzögerte Krebstherapie, Gefahr eines Herzinfarkts
Die Furcht vor einer Infektion mit Covid-19 sollte daher kein Grund sein, einen Untersuchungstermin in der Nuklearmedizin zu versäumen. „Wer dies tut, setzt sich unter Umständen gesundheitlichen Gefahren aus“, warnt Jochens. So kann sich etwa im Fall von Brust- oder Prostatakrebs die Erstdiagnose oder das Aufspüren von Metastasen verzögern. „Damit verzögert sich dann auch eine individualisierte, optimale Therapie“, fügt der BDN-Experte hinzu. Herzpatienten wiederum verschleppen womöglich den Nachweis einer behandlungsbedürftigen koronaren Herzerkrankung oder einer Fehlfunktion von Stents oder Bypässen. „Das erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt“, betont Jochens.
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