Tänzer und Tänzerinnen sind offener, verträglicher und weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen.

Sowohl Hobby- als auch Profi-Tänzer und Tänzerinnen sind weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen. Das belegen Studienergebnisse unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main. Tanzende zeigten ein hohes Maß an Offenheit sowie Extravertiertheit. Aber auch die Tanzform entscheidet.

„Sag‘ mir, wie Du tanzt und ich sag‘ Dir, wer Du bist!“, singt die deutsche Popmusikerin Frida Gold und spricht Wahres. In einer Studie, die jüngst im Fachjournal Personality and Individual Differences veröffentlicht wurde, werteten die Forschenden in Kooperation mit dem Leiter einer Freiburger Tanzschule, Matthias Blattmann, sowie der Tanzdirektorin am Pfalztheater Kaiserslautern, Luisa Sancho-Escanero, Daten von 5.435 Personen aus Schweden und 574 Personen aus Deutschland aus. Untersucht wurden dabei die Big Five-Persönlichkeitsprofile „Offenheit“, „Gewissenhaftigkeit“, „Extraversion“, „Verträglichkeit“ und „Neurotizismus“.

„Das Besondere an dieser Arbeit ist, dass wir eine hohe Anzahl an repräsentativen Stichproben aus zwei verschiedenen Ländern zusammenführt haben. Derlei Daten sind im Allgemeinen spärlich und bisherige Studien basieren oft auf kleinen Stichproben“, erklärt Seniorautor Fredrik Ullén, Direktor am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik.

In Schweden konnte das Forschungs-Team auf Stichproben einer bereits bestehenden Datenbank zurückgreifen, die unter anderem Ergebnisse zum kreativen Engagement und der Tanzleistung der Teilnehmenden enthielt. Für die Erhebung der Daten aus Deutschland entwickelten die Forschenden eigens eine Online-Umfrage, die von Tanz-Institutionen breit beworben wurde.

Schon in früheren Studien wurde festgestellt, dass Musiker und Musikerinnen verträglicher und offener gegenüber Mitmenschen sind als Nicht-Musizierende. In der aktuellen Studie bestätigte sich dies auch für Tänzer und Tänzerinnen. Allerdings fanden die Forschenden auch einen interessanten Unterschied zwischen beiden Gruppen heraus: Im Gegensatz zu Musikern und Musikerinnen sind Tänzer und Tänzerinnen nicht neurotischer, sondern – im Gegenteil – weniger neurotischer als Menschen, die nicht tanzen.

„Generell weisen sowohl Tänzer:innen als auch Sänger:innen in ihrer Persönlichkeit ein hohes Maß an Extraversion auf – was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass beim Tanzen und Singen der eigene Körper als Ausdrucksmittel eingesetzt wird. Dies bedeutet, dass sie sie sich in einer sozial exponierteren Situation befinden als jemand, der sich zum Beispiel durch ein Instrument ausdrückt. Genauere Erklärungen für dieses Ergebnis müssen aber noch durch weitere Studien gefunden werden“, berichtet Erstautorin Julia F. Christensen der Studie.

Zudem fanden sich erste Hinweise, dass es Persönlichkeitsunterschiede zwischen Tänzern und Tänzerinnen verschiedener Tanzstile gibt. So schienen Swing-Tanzende noch weniger neurotisch zu sein als zum Beispiel Latein- und Standard-Tanzende. Doch dies gilt es noch anhand größerer Datenmengen zu bestätigen. Die Forschenden hoffen in der Zukunft, ihre Untersuchungen zur Persönlichkeit von Tänzern und Tänzerinnen auf weitere Kulturen und Tanzstile ausweiten zu können.

Originalveröffentlichung

Christensen, J. F., Wesseldijk, L., Mosing, M., Fayn, K., Schmidt, E., Blattmann, M., Sancho-Escanero, L., & Ullén, F.
The Dancer Personality: Comparing Dancers and Non-Dancers in Germany and Sweden
Personality and Individual Differences, 112603
DOI

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