Die meisten Betroffenen erkrankten im mittleren Alter an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Zwei Wissenschaftlerinnen fassten zusammen, welchen Einfluss eine chronische Darmentzündung auf die Menstruation, Familienplanung und Gebärmutterhalskrebsvorsorge haben kann und worauf die Patientinnen achten sollten.


Chronisch entzündliche Darmerkrankungen betreffen häufig Personen im mittlerem Älter. Am häufigsten wird die Diagnose zwischen dem 15. und dem 40. Lebensjahr gestellt. Das bedeutet, dass die Erkrankung Frauen in allen Phasen der hormonellen Umstellung betreffen kann. Dies beinhaltet sowohl das erste Einsetzen der Regelblutung als auch eine mögliche Schwangerschaft als auch die Wechseljahre. In all diesen Phasen kommt es zu Hormonumstellungen, die sich möglicherweise auf die Krankheitsaktivität auswirken könnten. In der Tat konnte bereits gezeigt werden, dass sich die Krankheitssymptome während dieser Phasen bei vielen Frauen verändern (Studie von Rolston und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Inflammatory bowel diseases veröffentlicht).

Wissenschaftlerinnen fassten die bisherigen Erkenntnisse zusammen

Um einen groben Überblick über die Auswirkungen von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auf die Frauengesundheit zu geben, fassten zwei US-amerikanische Wissenschaftlerinnen die bisherigen Erkenntnisse über den Einfluss von chronischen Darmentzündungen auf die Menstruation, auf die Fruchtbarkeit, auf die Empfängnisverhütung und auf die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung zusammen.

Bezüglich der Menstruation, der Familienplanung und der Gebärmutterhalskrebsvorsorge sollten Frauen mit einer chronischen Darmentzündung manches beachten

Die Wissenschaftlerinnen stellten heraus, dass das Einsetzen der ersten Regelblutung bei Frauen mit einer chronischen Darmentzündung verspätet sein kann; vor allem dann, wenn die Frauen untergewichtig oder mangelernährt sind oder sich in einem Krankheitsschub befinden. Während des Menstruationszyklus kommt es bei vielen Frauen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung zu zyklischen Veränderungen der Magen-Darm-Beschwerden. Diese veränderten Symptome sollten jedoch nicht mit einem Krankheitsschub verwechselt werden. Was die Fruchtbarkeit der Frauen angeht, so wird diese nach derzeitigen Erkenntnissen nicht generell durch die entzündliche Darmerkrankung beeinträchtigt. Eine Ausnahme bilden jedoch erkrankte Frauen, die einen große Bauchoperation hinter sich hatten. Diesen Frauen konnte in der Regel jedoch mit einer künstlichen Befruchtung dabei geholfen werden, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Generell sollten die Ärzte mit den Frauen unbedingt über ihre Familienplanung sprechen. Die Autorinnen sind der Ansicht, dass den Frauen eine langwirkende, hocheffiziente Empfängnisverhütung, wie z. B. die Spirale, empfohlen werden sollte. Die Gebärmutterhalskrebsvorsorge sollte bei Frauen, die Medikamente einnehmen, welche das Immunsystem unterdrücken, häufiger erfolgen. Nach den neusten Erkenntnissen empfehlen die Wissenschaftlerinnen, dass alle Patientinnen unter 26 Jahren über die Vorteile einer Impfung gegen die humanen Papillomaviren (HPV) aufgeklärt werden sollten. Diese Viren spielen bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs nämlich eine entscheidende Rolle.

Eine chronische Darmerkrankung, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, kann somit einen Einfluss auf die Frauengesundheit haben. Es ist wichtig, diesen Zusammenhang zu kennen, um entsprechend handeln und die Versorgung der Patienten optimieren zu können.


Referenz:

Bonthala N, Kane S. Updates on Women’s Health Issues in Patients with Inflammatory Bowel Disease. Curr Treat Options Gastroenterol. 2018 Feb 26. doi: 10.1007/s11938-018-0172-4.