Akutes Koronarsyndrom: Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Männer und Frauen unterscheiden sich in vielen Dingen – auch hinsichtlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wissenschaftler aus Spanien stellten fest, dass sich Frauen mit einem akuten Koronarsyndrom von Männern mit derselben Erkrankung unterschieden. Diese Unterschiede betrafen sowohl Begleiterkrankungen als auch Symptome als auch die Behandlung.
Gerade was Herz-Kreislauf-Erkrankungen angeht, gibt es viele Unterschiede zwischen Männer und Frauen. Dies gilt auch für das akute Koronarsyndrom, eine unmittelbar lebensbedrohliche Phase der koronaren Herzkrankheit (KHK). Ein Forscherteam aus Spanien interessierten sich für diese Unterschiede genauer.
Wissenschaftler verglichen Männer und Frauen mit einem akuten Koronarsyndrom
Die Wissenschaftler sammelten Daten von 1056 Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten hatten oder von einer instabilen Angina pectoris betroffen waren. 29 % der Patienten waren Frauen. Sie verglichen die Frauen und Männer hinsichtlich ihrer Symptome und der Behandlung miteinander.
Einige Begleiterkrankungen traten bei Frauen häufiger auf
Den Wissenschaftler fiel bei der Auswertung der Daten auf, dass die Frauen im Durchschnitt älter waren als die Männer (Frauen: 71 Jahre, Männer: 64 Jahre). Außerdem hatten die Frauen häufiger Bluthochdruck (Frauen: 71,0 %, Männer: 56,5 %), litten häufiger an Diabetes, welcher mit Insulin behandelt wurde (Frauen: 13,7 %, Männer: 7,9 %), hatten häufiger eine chronische Nierenerkrankung (Frauen: 16,9 %, Männer: 9,1 %) und waren häufiger von einer Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung; Frauen: 62,2 %, Männer: 55,3 %) betroffen.
Unterschiede in den Symptomen
Doch nicht nur die Begleiterkrankungen unterschieden sich zwischen Männer und Frauen, sondern auch die Symptome: Frauen zeigten häufiger Rücken- oder Armschmerzen (Frauen: 57,3 %, Männer: 49,7 %), Herzpochen (Frauen: 5,9 %, Männer: 2,0 %) oder Atemnot (Frauen: 33,0 %, Männer: 19,4 %).
Unterschiede in der Behandlung
Was die Behandlung anging, so wurden Ballonkatheter-Behandlungen zur Wiederherstellung der Durchblutung bei beiden Geschlechtern ähnlich häufig angewandt. Allerdings wurden bei Frauen im Anschluss seltener medikamentenfreisetzende Gefäßstützen (Stents) eingesetzt als bei den Männern (Frauen: 67,8 %, Männer: 75,4 %). Außerdem wurden Frauen seltener an ein kardiologisches Rehabilitationsprogramm verwiesen (Frauen: 19,9 %, Männer: 33,9 %). Bezüglich Komplikationen im Krankenhaus wie Thrombose oder Blutungen konnten keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt werden.
Es konnten somit Unterschiede zwischen Männer und Frauen mit einem akuten Koronarsyndrom festgestellt werden. Diese Unterschiede betrafen sowohl Begleiterkrankungen als auch Symptome als auch die Behandlung. Bedenklich war hierbei vor allem, dass Frauen nach ihrer Entlassung seltener zu einem kardiologischen Rehabilitationsprogramm überwiesen wurden. Doch auch bei Männern, von denen jeder Dritte an ein solches Programm verwiesen wurde, wurden die Chancen, die ein Rehabilitationsprogramm birgt, noch zu selten genutzt.
Referenz:
Plaza-Martín M, Sanmartin-Fernandez M, Álvarez-Álvarez B, Andrea R, Seoane-García T, González-D’Gregorio J, Hernández-Betancor I, Rozado J, Carrasco-Ávalos F, Del Mar Alameda-Ortiz M, Gómez-Talavera S, Sanchís J, Anguita Sánchez M, Peral-Disdier V, Ibáñez B, Del Prado Díaz S, Zamorano Gómez JL. Contemporary differences between men and women with acute coronary syndromes: CIAM multicenter registry. J Cardiovasc Med (Hagerstown). 2019 Aug;20(8):525-530. doi: 10.2459/JCM.0000000000000812