Adipositas ist kein Risikofaktor für eine Chemotherapie- oder Trastuzumab-assoziierte Kardiotoxizität, zeigte eine retrospektive Datenanalyse über 368 Patienten mit Brustkrebs oder Lymphom. Stattdessen waren Arrhythmien in der Vorgeschichte relevant.

Trastuzumab und die Chemotherapiewirkstoffe Anthrazykline gehören zu den wichtigsten Medikamenten für die Therapie bei Brustkrebs- und Lymphom-Patienten. Chemotherapie kann mit Kardiotoxizität verbunden sein. Wissenschaftler untersuchten nun, ob es eine vorbestehende Adipositas ein möglicher Risikofaktor für Kardiotoxizitäten in der Chemotherapie sein könnte.

Herzgesundheit in der Chemotherapie – spielt Adipositas eine Rolle?

Die Autoren führten eine retrospektive Datenanalyse über alle Patienten durch, die Trastuzumab oder Anthrazykline in ihrem Behandlungszentrum erhalten hatten. Die Analyse umfasste demographische und klinische Parameter und ihre Assoziation mit Kardiotoxizität sowie die Frage, ob der BMI (Body Mass Index) mit der Kardiotoxizität der Therapie unabhängig assoziiert war.

Retrospektive Datenanalyse bei Trastuzumab oder Anthrazyklinen bei Brustkrebs oder Lymphom

Von 368 Patienten, die entweder Trastuzumab oder Anthrazykline erhielten, entwickelten 16 Patienten Symptome einer Kardiotoxizität. Diese Patienten und die nicht von Kardiotoxizität betroffen waren, unterschieden sich nicht mit Blick auf demographische Parameter, in Alter oder Herkunft, BMI und Körpergewicht. Auch die durchschnittliche Dosierung von Anthrazyklinen und Trastuzumab unterschied sich nicht zwischen den Patienten mit und ohne Kardiotoxizität. Adipositas erhöhte das Risiko nicht, sondern schien geringfügig, jedoch nicht signifikant, protektiv zu sein. Der einzige für die Entwicklung von Kardiotoxizität relevante Faktor bei Berücksichtigung von Faktoren wie BMI, Alter, Bluthochdruck und Art der Chemotherapie sowie Vorbestehen einer koronaren Herzerkrankung waren Arrhythmien in der Vorgeschichte.

Risikofaktor Arrhythmie in der Vorgeschichte

Die Studie zeigte somit, dass Adipositas kein Risikofaktor für eine Chemotherapie- oder Trastuzumab-assoziierte Kardiotoxizität ist. Stattdessen könnte Übergewicht ein protektiver Faktor sein – dies muss jedoch in weiteren Studien mit größeren Patientenzahlen evaluiert werden.

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Autor: Huff ML, Gupta R, Gupta R, et al. A Retrospective Analysis of the Association of Obesity with Anthracycline and Trastuzumab-Induced Cardiotoxicity in the Treatment of Breast Cancer and Lymphoma. Archives of Medical Science. 2024. doi:10.5114/aoms/190869.