Armband gegen Migräne
Elektrische Neuromodulation kann die Prozesse im Gehirn beeinflussen, die eine Migräne antreiben. Ein Neuromodulations-Armband erreichte bei 83 Jugendlichen mit Migräne über 3 Monate zusätzlich zur akuten Linderung eine Reduktion um 5 Migränetage.
Migräne ist eine chronische neurologische Erkrankung, die sich nicht nur mit massiven Kopfschmerzen, sondern auch mit einer Vielzahl von häufig ebenso stark beeinträchtigenden und meist länger anhaltenden Symptomen äußert. Die Akutbehandlung kann, je nachdem wann, wo und wie die Migräne auftritt, schwer einzusetzen sein. Beispielsweise leiden viele Betroffene unter starker Übelkeit, die das Einnehmen von Tabletten häufig unmöglich macht. Aktuell übliche Wirkstoffe zur Akutbehandlung der Migräne, Triptane, sind zudem nicht für jeden Patienten geeignet. Darüber hinaus sind Patienten dankbar für jede weitere nicht-medikamentöse Behandlungsoption, die womöglich eine Chance bietet, eine Attacke bereits frühzeitig abzuwehren.
Migräne: Jede nicht-medikamentöse Behandlungsoption wertvoll
Elektrische Neuromodulation ist eine Strategie, um ohne Medikamente die Prozesse zu beeinflussen, die eine Migräne antreiben. Besonders interessant ist dabei die Möglichkeit, Schmerzverarbeitung im Gehirn durch Signale in anderen Körperregionen zu modulieren. Diese entfernte elektrische Neuromodulation (remote electrical neuromodulation, REN) stimuliert Schmerzsensoren in der Haut in einer nicht-schmerzhaften Weise. Die Signale werden an schmerzverarbeitende (nozizeptive) Strukturen des Gehirns gesandt und hemmen dort den Schmerzprozess der bereits ablaufenden Migräneattacke.
Nervenstimulation am Arm moduliert Schmerzprozesse im Gehirn
Die Stimulation kann fern vom Gehirn erfolgen – dazu wurde ein am Arm getragenes Band entwickelt und bereits von der US-amerikanischen FDA zur akuten und präventiven Behandlung von Migräne bei Patienten ab 12 Jahren zugelassen. Das Gerät wird mit einem einfachen Knopf aktiviert und behandelt, kontrolliert per Smartphone-App, über 45 Minuten. Die vorliegende Studie ermittelte, ob die wiederholte Behandlung mit REN bei Heranwachsenden zu einer sinkenden Zahl der monatlich zu behandelnden Migränetage führt. Dieser Effekt wurde in einer früheren Studie bereits mit erwachsenen Patienten demonstriert.
Die Analyse umfasste prospektive Echt-Welt-Daten heranwachsender Migräne-Patienten, die REN in einem Monat (über 28 Tage) an mindestens 10, nicht aufeinanderfolgenden Tagen behandelt hatten. In den folgenden zwei Monaten sollte es jeweils mindestens 3 REN-Behandlungstage gegeben haben. Die Migräne-Behandlungstage wurden als Schätzwert der monatlichen Migränetage genutzt, mit den Behandlungstagen des ersten Monats als Baseline für die weitere Analyse.
Neuromodulations-Armband – längerfristige Effekte bei 83 Jugendlichen?
Insgesamt konnten Daten von 83 Heranwachsenden im durchschnittlichen Alter von 15,9 Jahren (+/- 1,3 Jahre), 89 % weiblich, analysiert werden. Im ersten Monat behandelten die Teilnehmer im Schnitt 12,6 Tage (+/- 3,2 Tage) eine Migräneattacke mit Hilfe des REN-Armbands. Im zweiten Monat sank die Zahl der behandelten Migränetage signifikant auf 9,0 (+/- 4,8 Tage; p < 0,001), im dritten Monat wurde die Zahl der Migränetage weiter signifikant reduziert (7,4 Tage, +/- 4,2; p < 0,001). Daraus ergab sich eine Reduktion der monatlich behandelten Migränetage um 5,2 Tage (+/- 4,8) vom ersten zum dritten Monat der REN-Behandlung.
Die jungen Anwender berichteten zudem, dass in mindestens der Hälfte der behandelten Attacken die akuten Schmerzen innerhalb von 2 Stunden gelindert wurden. 61,9 % der Patienten erreichten dabei Schmerzlinderung, 24,5 % Schmerzfreiheit, 67,4 % gaben an, dass funktionelle Behinderung gelindert wurde und 41,3 % berichteten, dass sie nach der Behandlung wieder vollständig funktional waren.
Im 3. Behandlungsmonat 5 Tage gewonnen
Der wiederholte Einsatz einer fernen, elektrischen Neuromodulation (REN) mittels Armband erreichte somit bei Heranwachsenden mit Migräne effektive Linderung akuter Schmerzen und weiterer Symptome der Migräne und reduzierte die Zahl der monatlich behandelten Migränetage signifikant. REN könnte damit auch prophylaktische Effekte bei jugendlichen Migräne-Patienten haben.
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom
Autor: Monteith TS, Stark-Inbar A, Shmuely S, Harris D, Garas S, Ironi A, Kalika P, Irwin SL. Remote electrical neuromodulation (REN) wearable device for adolescents with migraine: a real-world study of high-frequency abortive treatment suggests preventive effects. Front Pain Res (Lausanne). 2023 Nov 6;4:1247313. doi: 10.3389/fpain.2023.1247313. PMID: 38028429; PMCID: PMC10657883.
Foto: Pexels/ Anna Shvets