Elektrische Neuromodulation stellt einenicht-pharmakologische Option zur Akutbehandlung der Migräne dar. Mit jugendlichen Migränepatienten wurde nun eine Form dieser Neuromodulation untersucht, bei der am Oberarm periphere Nerven stimuliert werden, um den Schmerz im Kopf zu hemmen. Die unkontrollierte Studie erbrachte vielversprechende, vorläufige Ergebnisse zur Schmerzlinderung und Schmerzfreiheit nach 2 Stunden bei Heranwachsenden mit akuter Migräne.

Akutbehandlungen für die Migräne sind typischerweise besonders für Erwachsene gut untersucht. Für Jugendliche ist daher häufig weniger klar, welche der zur Wahl stehenden Akuttherapien gut funktionieren und gut verträglich sind. Zudem steht bei pharmakologischen Behandlungen immer das Problem des möglichen Medikamentenübergebrauchs im Raum. Entsprechend ist auch eine nicht-pharmakologische Option gerade für junge Menschen wünschenswert. Elektrische Neuromodulation stellt eine solche Option dar. Speziell die “remote” Variante dieser Stimulationsbehandlung (REN), also Stimulation auf Distanz, ist eine neuere Akutbehandlung, bei der am Oberarm periphere Nerven stimuliert werden, um eine konditionierte Schmerzmodulation (CPM) zu bewirken.

Konditionierte Schmerzmodulation: Schmerz mit Schmerz hemmen

Dies bedeutet, dass Schmerzen durch Schmerzen an anderen Stellen am Körper unterdrückt werden können – die Schmerzverarbeitung konzentriert sich gewissermaßen auf den neuen, künstlich hervorgerufenen Schmerz und schaltet gleichzeitig den vorherigen Kopfschmerz ab. Ein Gerät für diese REN-Behandlung ist bereits zur Behandlung akuter Migräne bei Erwachsenen in den USA zugelassen. Die vorliegende Studie untersuchte nun Wirksamkeit und Sicherheit von REN bei Heranwachsenden mit Migräne.

Neurostimulation zur Schmerzmodulation: Wirksam bei Migräne in der Jugend?

In dieser offenen Multizentrenstudie wurden Heranwachsende zwischen 12 und 17 Jahren mit Migräne behandelt. Die Teilnehmer nahmen erst an einer 4-wöchigen Einstiegsphase teil. Anschließend nutzten die Jugendlichen für 8 Wochen das Gerät zur Akutbehandlung. Die Schmerzintensität, damit einhergehende Symptome und funktionelle Beeinträchtigungen wurden zu Beginn der Behandlung sowie 2 und 24 Stunden nach der Behandlung dokumentiert. Der primäre Endpunkt der Studie war die Sicherheit und Verträglichkeit der Behandlung. Sekundär wurde die Wirksamkeit analysiert. Darin wurde betrachtet, welcher Anteil der Teilnehmer Schmerzlinderung und wieviele Schmerzfreiheit bis 2 Stunden nach der Behandlung erreichten. Die vorliegenden Daten basieren auf einer Zwischenanalyse.

Offene, unkontrollierte Multizentrenstudie

60 Teilnehmer wurden in die Studie aufgenommen. Von diesen führten 14 die Eingangsphase nicht erfolgreich zu Ende, ein Teilnehmer erschien nicht zum Nachsorgetermin. 45 Teilnehmer führten mindestens eine Behandlung im Studienzeitraum durch, davon nutzten 39 Teilnehmer das REN-Gerät. Ein Teilnehmer berichtete dabei ein adverses Ereignis (2 %), nämlich ein vorübergehendes Schmerzgefühl im Arm. Mit Blick auf Behandlung der Migräne erreichten 71 % der Teilnehmer (28/39) Schmerzlinderung nach 2 Stunden, schmerzfrei nach 2 Stunden waren 35 % der jungen Anwender (14/39). Nach 2 Stunden berichteten 69 % der jungen Migränepatienten (23/33) auch von funktionellen Verbesserungen.

Vielversprechende, vorläufige Ergebnisse

Die Autoren schließen, dass die Methode REN auch für Jugendliche mit Migräne eine sichere und wirksame Therapie zur Linderung akuter Migräneanfälle sein könnte. Die vorläufigen Daten müssen allerdings auch mit kontrollierten Untersuchungen, also im Vergleich beispielsweise zu einer Placebo-Behandlung, bestätigt werden.

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Referenz: Hershey, Andrew D., Tamar Lin, Yaron Gruper, Dagan Harris, Alon Ironi, Thomas Berk, Christina L. Szperka, and Frank Berenson. “Remote Electrical Neuromodulation for Acute Treatment of Migraine in Adolescents.” Headache: The Journal of Head and Face Pain 61, no. 2 (February 21, 2021): 310–17. https://doi.org/10.1111/head.14042.

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