Höhere MRD-Rate mit neuem Androgenrezeptor-Inhibitor Apalutamid bei Hochrisiko-Prostatakrebs
In einer randomisierten Phase-II-Studie wurde die Wirksamkeit von Degarelix plus Apalutamid untersucht. Teilnehmer erhielten vor der radikalen Prostatektomie entweder Degarelix und Apalutamid oder Degarelix und Placebo. In der Degarelix-plus-Apalutamid-Gruppe wurde eine signifikant höhere Rate minimaler Resterkrankung festgestellt. In einer zukünftigen Phase-III-Studie soll daher untersucht werden, ob durch die Behandlung auch langfristig klinische Vorteile erzielt werden.
Bei Hochrisiko-Prostatakrebs besteht ein hohes Risiko, dass nach der lokalen Behandlung ein chemisches Rezidiv auftritt und es zu Metastasen kommt. Obwohl Hochrisiko-Prostatakrebs nur etwa 20 % aller lokalisierten Prostatakrebsfälle ausmacht, ist dieser für rund 70 % aller krebsbedingten Todesfälle in den ersten zehn Jahren nach der Diagnose verantwortlich.
Neoadjuvante Therapie mit neuen Androgenrezeptor-Inhibitoren könnte Prognose verbessern
Der Einsatz einer Hormontherapie vor der Operation wird schon seit längerer Zeit diskutiert. Ein Überlebensvorteil konnte durch den Einsatz einer solchen neoadjuvanten Hormontherapie bisher nicht gezeigt werden. Hierbei wurden jedoch häufig eher Prostatakrebsfälle mit niedrigem bis mittlerem Risiko inkludiert. Außerdem wurden Medikamente für die herkömmliche Hormontherapie untersucht. Neue Androgenrezeptor-Inhibitoren (ARI) wie Abirateron, Apalutamid oder Enzalutamid könnten hingegen zu einem größeren Behandlungserfolg führen.
In einer randomisierten Phase-II-Studie wurde der Einsatz eines Medikaments für die herkömmliche Androgendeprivationstherapie (ADT), Degarelix, in Kombination mit dem ARI Apalutamid untersucht. Die 89 Teilnehmer wurden randomisiert 1:1 aufgeteilt und erhielten für 12 Wochen vor der radikalen Prostatektomie Degarelix und Apalutamid oder Degarelix und ein Placebo.
Signifikant höhere MRD-Rate mit Degarelix plus Apalutamid
Die Studie zeigte bei der neoadjuvanten Behandlung mit Degarelix und Apalutamid eine deutlich höhere Rate minimaler Resterkrankung (minimal residual disease, MRD) als bei der Behandlung mit Degarelix und Placebo.
- MRD-Rate:
- Degarelix plus Apalutamid: 38 %
- Degarelix plus Placebo: 9,1 %
- Relatives Risiko: 4,2; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,5 – 11; p = 0,002
Vielversprechend für folgende Phase-3-Studien
Die Autoren schlussfolgerten, dass die Kombination von Apalutamid plus eine herkömmliche Hormontherapie mit einer signifikant höheren MRD-Rate verbunden sei als herkömmliche Hormontherapie allein. Dabei sei jedoch unklar, ob dies auch mit einem Überlebensvorteil assoziiert sei. Eine längere Nachuntersuchungszeit sowie eine folgende Untersuchung der Behandlung in einer Phase-III-Studie sei daher notwendig.
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Autor: Devos G, Tosco L, Baldewijns M, Gevaert T, Goffin K, Petit V, Mai C, Laenen A, Raskin Y, Van Haute C, Goeman L, De Meerleer G, Berghen C, Devlies W, Claessens F, Van Poppel H, Everaerts W, Joniau S. ARNEO: A Randomized Phase II Trial of Neoadjuvant Degarelix with or Without Apalutamide Prior to Radical Prostatectomy for High-risk Prostate Cancer. Eur Urol. 2023 Jun;83(6):508-518. doi: 10.1016/j.eururo.2022.09.009 . Epub 2022 Sep 24. PMID: 36167599 .
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