Kastrationssensitiver, metastasierter Prostatakrebs: Standardtherapie verbessert mit Abirateron
In einer randomisierten Phase-III-Studie wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Abirateron und Prednison mit und ohne Strahlentherapie zusätzlich zur Standardtherapie bei metastasiertem, kastrationssensitivem Prostatakrebs untersucht. Die Zugabe von Abirateron war mit einem längeren progressionsfreien und Gesamtüberleben und einer leicht erhöhten Toxizität assoziiert.
Die Standardbehandlung bei kastrationssensitivem Prostatakrebs umfasst eine Androgenentzugstherapie, die entweder mit Docetaxel, einer weiteren Hormontherapie oder Strahlentherapie unterstützt wird.
Randomisierte Phase-III-Studie PEACE-1
In einer randomisierten Phase-III-Studie wurde nun untersucht, welchen Einfluss Abirateron plus Prednison mit und ohne Strahlentherapie zusätzlich zur Standardbehandlung haben. Die Studie wurde an 77 Standorten in Europa durchgeführt und umfasste 1 173 Patienten. Inkludiert wurden männliche Patienten ab 18 Jahren mit einem erstmalig auftretenden Prostatakarzinom. Die Patienten wurden 1:1:1:1 in vier unterschiedliche Behandlungsgruppen eingeteilt:
- Standardbehandlung (Androgenentzugstherapie allein oder zusätzlich Docetaxel 75 mg /m2 alle drei Wochen)
- Standardbehandlung plus Strahlentherapie
- Standardbehandlung plus Abirateron (1000 mg täglich plus 5 mg Prednison zweimal täglich)
- Standardbehandlung plus Strahlentherapie und Abirateron
Abirateron mit längerem Progressionsfreiem- und Gesamtüberleben assoziiert
Insgesamt hatten Patienten, die Abirateron erhielten (zusätzlich zur Standardbehandlung, mit und ohne Strahlentherapie), ein längeres progressionsfreies Überleben (Hazard Ratio, HR: 0,54; 99,9 % Konfidenzintervall, KI: 0,41 – 0,71; p < 0,0001) und ein längeres Gesamtüberleben (HR: 0,82; 95,1 % KI: 0,69 – 0,98; p = 0,030) als die Patienten, die kein Abirateron erhielten. Unter den Patienten, die in ihrer Standardbehandlung Docetaxel erhielten (Androgenentzugstherapie plus Docetaxel), traten unerwünschte Ereignisse des Grades drei oder höher bei 63 % der Patienten mit Abirateron und bei 51 % der Patienten ohne Abirateron auf. Bluthochdruck zeigte dabei unter den unerwünschte Ereignissen den größten Unterschied: Er trat bei 22 % der Patienten auf, die Abirateron einnahmen, jedoch nur bei 13 % der Patienten, die kein Abirateron einnahmen.
Die Autoren schlussfolgerten, dass die Kombination aus Androgenentzugstherapie, Docetaxel und Abirateron bei erstmalig auftretendem, metastasiertem, kastrationssensitivem Prostatakrebs das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Überleben verbessere, wobei jedoch ein leichter Anstieg der Toxizität auftrete. Hierbei handle es sich hauptsächlich um Bluthochdruck. Die Dreifachtherapie könne daher zu einer Standardbehandlung für die entsprechende Patientengruppe werden.
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Autor: Fizazi K, Foulon S, Carles J, Roubaud G, McDermott R, Fléchon A, Tombal B, Supiot S, Berthold D, Ronchin P, Kacso G, Gravis G, Calabro F, Berdah JF, Hasbini A, Silva M, Thiery-Vuillemin A, Latorzeff I, Mourey L, Laguerre B, Abadie-Lacourtoisie S, Martin E, El Kouri C, Escande A, Rosello A, Magne N, Schlurmann F, Priou F, Chand-Fouche ME, Freixa SV, Jamaluddin M, Rieger I, Bossi A; PEACE-1 investigators. Abiraterone plus prednisone added to androgen deprivation therapy and docetaxel in de novo metastatic castration-sensitive prostate cancer (PEACE-1): a multicentre, open-label, randomised, phase 3 study with a 2 × 2 factorial design. Lancet. 2022 Apr 30;399(10336):1695-1707. doi: 10.1016/S0140-6736(22)00367-1 . Epub 2022 Apr 8. PMID: 35405085 .
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