Längere Thromboprophylaxe nach COVID-19 kann vorteilhaft sein
Die Risiken für manche kardiovaskuläre Ereignisse sind nach COVID-19 noch für längere Zeit erhöht, zeigten bisherige Studien – eine Thromboprophylaxe nach COVID-19 könnte demnach auch längerfristig von Vorteil sein. In einer Metaanalyse über 8 Studien senkte die antikoagulative Behandlung für bis zu 35 Tage das Risiko für Thrombosen und Sterblichkeit, ohne höheres Risiko für größere Blutungen.
Im Rahmen der Behandlung von COVID-19 nach Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 spielt das Thema Thromboprophylaxe eine wichtige, aber kontrovers diskutierte Rolle. Eine frühe Prophylaxe von thrombotischen Ereignissen, die beispielsweise einem Schlaganfall zugrunde liegen können, soll dem durch die Coronavirus-Infektion erhöhten Risiko für Thromben entgegenwirken. Die Risiken für manche kardiovaskuläre Ereignisse sind nach COVID-19 noch für längere Zeit erhöht, zeigten bisherige Studien – eine Thromboprophylaxe könnte demnach auch längerfristig von Vorteil sein. Jedoch kann eine medikamentöse Thromboprophylaxe das Blutungsrisiko erhöhen, soll also üblicherweise möglichst in begrenztem zeitlichem Rahmen eingesetzt werden.
Medikamentöse Thromboprophylaxe nach COVID-19: Pro und Kontra
Chinesische Wissenschaftler betrachteten nun in einer Metaanalyse die Vorteile und Nachteile einer ausgedehnten Thromboprophylaxie bei Patienten nach einer Coronavirus-Infektion.
Studien zu ausgedehnter Thromboprophylaxe nach COVID-19 mit Veröffentlichung bis 13. Juni 2022 wurden aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Embase, Web of Science und Cochrane Library ermittelt. Primär wurde ein zusammengefasster Studienendpunkt aus Thromboembolien und Sterblichkeit (aus jedwedem Grund) sowie die Sicherheit anhand von Blutungs-Ereignissen betrachtet. Die Wahrscheinlichkeit für Wirksamkeit und Sicherheit wurde anhand der Odds Ratio (OR) mit 95 % Konfidenzintervall (95 % KI) ermittelt.
Metaanalyse über 8 Studien mit 10 148 Patienten
8 Studien mit insgesamt 10 148 Patienten konnten in diese Analyse aufgenommen werden. Ausgedehnte Thromboprophylaxe, vor allem der prophylaktische Einsatz von Antikoagulantien für unter 35 Tage, war bei Patienten mit hohem Risiko signifikant mit einem reduzierten zusammengefassten Risiko (Komposit aus Thromboembolien und allgemeiner Sterblichkeit) nach Entlassung aus der COVID-19-Behandlung assoziiert (OR: 0,52; 95 % KI: 0,41 – 0,67; p = 0,000). Aus der Studienanalyse zeigte sich hingegen kein erhöhtes Risiko für größere Blutungsereignisse infolge der ausgedehnten Thromboprophylaxe (OR: 1,64; 95 % KI: 0,95 – 2,82, p = 0,075). Die Autoren zeigten zudem, dass die Ergebnisse von randomisiert kontrollierten Studien und Beobachtungsstudien übereinstimmten.
Antikoagulantien für < 35 Tage senken Risiko für Thrombosen und Sterblichkeit
Bei Patienten, die im Anschluss an ihre COVID-19-Behandlung ein erhöhtes Risiko für Thromboembolien haben, kann sich demnach eine ausgedehnte Thromboprophylaxe lohnen, so das Fazit der Autoren. In den hier in einer Metaanalyse untersuchten Studien wurden vorwiegend Antikoagulantien für unter 35 Tage eingesetzt. Eine solche Behandlung, zeigen die Ergebnisse, kann das Risiko für Thrombosen und Sterblichkeit signifikant reduzieren, ohne das Risiko für größere Blutungen zu erhöhen.
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom
Quelle: Dai MF, Xin WX, Kong S, Ding HY, Fang L. Effectiveness and safety of extended thromboprophylaxis in post-discharge patients with COVID-19: A systematic review and meta-analysis. Thromb Res. 2023 Jan;221:105-112. doi: 10.1016/j.thromres.2022.11.019. Epub 2022 Nov 25. PMID: 36502592; PMCID: PMC9691269.
Foto: Pixabay/ iqbal nuril anwar