Mehr Herztote während der Coronavirus-Pandemie
Während des Lockdowns im März/April 2020 starben mehr Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Dies ergab eine Auswertung der Daten von 22 Gesundheitsämtern aus Hessen.
Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich auf viele Bereiche des Lebens und des Gesundheitswesens aus. Viele Patienten meiden aufgrund der Pandemie den Gang zum Arzt. Wissenschaftler aus Deutschland untersuchten, ob sich die Coronavirus-Pandemie auf das Sterberisiko aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und auf Herzkatheter-Eingriffe auswirkt.
Wissenschaftler verglichen den Zeitraum des Lockdowns mit dem Vorjahr
Die Wissenschaftler sammelten Informationen von 22 Gesundheitsämtern in Hessen zu der Anzahl und Ursache von Todesfällen. Hierbei interessierten sie sich für den Zeitraum zwischen dem 23. März 2020 und dem 26. April 2020 und verglichen diesen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Zudem sammelten die Wissenschaftler Informationen zu Herzkatheter-Eingriffen. Sie baten Krankenhäuser in Hessen, ihnen Daten von Patienten, die sich aufgrund eines chronischen Koronarsyndroms (CCS), eines akuten Koronarsyndroms (ACS) oder eines Herzstillstands außerhalb der Klinik (OHCA) einem Herzkatheter-Eingriff unterzogen, zur Verfügung zu stellen. 26 Krankenhäuser in Hessen folgten der Bitte und lieferten entsprechende Daten. Auch hier verglichen die Wissenschaftler den Zeitraum zwischen dem 23. März 2020 und dem 26. April 2020 mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019.
Mehr Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle während der Coronavirus-Pandemie
Die Wissenschaftler werteten insgesamt 5 984 Todesfälle aus, die sich zwischen dem 23. März 2020 und dem 26. April 2020 ereigneten. Das waren ähnlich viele wie im gleichen Zeitraum im Jahre 2019, in dem 5 832 Patienten starben (Inzidenzratenverhältnis (IRR): 1,03; 95 % KI: 0,99-1,06; p=0,16). Signifikante Unterschiede konnten hingegen bei Todesfällen, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen waren, beobachtet werden. Kardiovaskuläre Todesfälle (Kombination aus kardiale Todesfälle, Lungenembolie und Schlaganfall) stiegen um 7,6 % (IRR: 1,08; 95 % KI: 1,01-1,14; p=0,02) und kardiale Todesfälle (akutes Koronarsyndrom, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen) um 11,8 % (IRR: 1,12; 95 % KI: 1,05-1,19; p<0,001). Zudem fiel den Wissenschaftlern auf, dass während der Coronavirus-Pandemie weniger Herzkatheter-Eingriffe vorgenommen wurden als im vergleichbaren Zeitraum 2019 (35 % weniger).
Während der Coronavirus-Pandemie stieg die kardiovaskuläre Mortalität in Hessen. Herzkatheter-Eingriffe sanken. Die Autoren der Studie merkten an, dass die Mechanismen, die diesen Beobachtungen zugrunde liegen, weiter untersucht werden sollten, um ein besseres Verständnis darüber zu bekommen, wie sich der Lockdown und Social Distancing auf die kardiovaskuläre Versorgung und Mortalität auswirkt.
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Referenz: Nef HM, Elsässer A, Möllmann H, Abdel-Hadi M, Bauer T, Brück M, Eggebrecht H, Ehrlich JR, Ferrari MW, Fichtlscherer S, Hink U, Hölschermann H, Kacapor R, Koeth O, Korboukov S, Lamparter S, Laspoulas AJ, Lehmann R, Liebetrau C, Plücker T, Pons-Kühnemann J, Schächinger V, Schieffer B, Schott P, Schulze M, Teupe C, Vasa-Nicotera M, Weber M, Weinbrenner C, Werner G, Hamm CW, Dörr O; CoVCAD –Study Group. Impact of the COVID-19 pandemic on cardiovascular mortality and catherization activity during the lockdown in central Germany: an observational study. Clin Res Cardiol. 2020 Nov 21. doi: 10.1007/s00392-020-01780-0. Epub ahead of print. PMID: 33219854.