Migräne-Antikörper effektiver bei gutem Ansprechen auf Triptane
Eine Analyse über 38 Echtwelt-Studien ermittelte, dass die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor zur Migräneprophylaxe besonders bei solchen Patienten vielversprechend zu sein scheinen, bei denen auch Triptane wirken und die einseitige Migränekopfschmerzen haben. Risikofaktoren für eine Migräne-Chronifizierung wie Adipositas oder Depression sollten demnach hingegen gezielt behandelt werden, sie reduzierten die Chance einer Wirksamkeit der Migräneantikörper.
Das Eiweiß CGRP (Calcitonin gene-related peptide) ist aktuell das wichtigste Ziel in der Migränetherapie. Die monoklonalen Antikörper zur Migräne-Prophylaxe reduzieren den gefäßerweiternden Effekt von CGRP im Blut entweder durch Hemmung von CGRP direkt oder durch Hemmung des CGRP-Rezeptors. Dies, so zeigten mittlerweile mehrere randomisierte, kontrollierte Studien und Analysen von Echtweltdaten, kann die Zahl der Migräneattacken reduzieren. Ein gewisser Teil der Migränepatienten spricht allerdings nicht auf diese Behandlung an. Bislang sind keine Faktoren bekannt, die eine Vorhersage der Wirksamkeit ermöglichen, oder die Daten dazu waren bislang inkonsistent. Wissenschaftler führten daher nun eine systematische Recherche und Metaanalyse dazu durch.
Welche Faktoren sprechen für die Migräneprophylaxe-Antikörper?
Die Autoren ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken Embase und MEDLINE. Für die Analyse wurden Publikationen berücksichtigt, in denen Prädiktoren für das Ansprechen auf Anti-CGRP-Antikörper (CGRP-mAbs) und/oder Anti-CGRP-Rezeptor-Antikörper (CGRP-R-mAbs) beschrieben wurden. Als Ansprechen definierten die Studien eine Senkung der Zahl monatlicher Migräne- oder Kopfschmerztage um 30 % oder 50 %. Die Nachbeobachtungsdauer konnte unterschiedlich sein.
Review und Metaanalyse über 38 Studien
Zur Analyse konnten 38 Echtwelt-Studien erfasst werden, in denen eine Assoziation zwischen unterschiedlichen Prädiktoren und den Ansprechraten ermittelt werden konnte. Basierend auf diesen Studien sprachen solche Patienten gut auf CGRP-mAbs und CGRP-R-mAbs an, bei denen auch Triptane gut wirkten sowie bei denen Migräneschmerzen häufig einseitig auftraten. Ob Symptome des autonomen Systems (z. B. Augentränen, Schwellungen im Gesicht, plötzlich trockene bzw. verstopfte Nase) einseitig auftraten, war hingegen nicht relevant.
Patienten, die adipös waren, eine Schmerzempfindlichkeit (Allodynie) zwischen Migräneattacken berichteten, täglich unter Kopfschmerzen litten, bereits mehr Prophylaxen ohne Erfolg probiert hatten oder an psychischen Begleiterkrankungen wie Depression litten, sprachen hingegen im Schnitt schlechter auf die Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor an.
Die relevantesten Faktoren waren:
- Gutes Ansprechen auf Triptane
- Einseitige Migräneschmerzen
- Keine Adipositas
- Keine täglichen Kopfschmerzen
- Keine Depression
Die Autoren schließen somit, dass die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor besonders bei Migränepatienten vielversprechend zu sein scheinen, bei denen Triptane wirken. Bei Personen mit starkem Übergewicht oder Depression scheine jedoch die Wirksamkeit limitiert zu sein. Diese Risikofaktoren für eine Migräne-Chronifizierung sollten demnach womöglich gezielt behandelt werden, um eine bessere Chance bei der Migräneprophylaxe mit Antikörpern zu haben.
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Autor: Hong JB, Lange KS, Overeem LH, Triller P, Raffaelli B, Reuter U. A Scoping Review and Meta-Analysis of Anti-CGRP Monoclonal Antibodies: Predicting Response. Pharmaceuticals (Basel). 2023 Jun 27;16(7):934. doi: 10.3390/ph16070934. PMID: 37513846; PMCID: PMC10385131.
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