Als “Long COVID” bezeichnet man die anhaltenden gesundheitlichen Probleme, die manche Menschen nach einer Infektion mit dem neuen Coronavirus weiter belasten und einschränken. Die vorliegende Studie charakterisierte das Symptomprofil und den Zeitverlauf bei solchen Patienten und ermittelte, wie sich die Symptomatik auf das tägliche Leben, die Arbeit und die Rückkehr zur Gesundheit vor der Infektion auswirkte.

Als “Long COVID” bezeichnet man die anhaltenden gesundheitlichen Probleme, die manche Menschen nach einer Infektion mit dem neuen Coronavirus weiter belasten und einschränken. Die vorliegende Studie charakterisierte das Symptomprofil und den Zeitverlauf bei solchen Patienten und ermittelte, wie sich die Symptomatik auf das tägliche Leben, die Arbeit und die Rückkehr zur Gesundheit vor der Infektion auswirkte.

Diese internationale Web-basierte Umfrage von COVID-19-Fällen (Verdacht oder bestätigt) befragte Betroffene, deren Erkrankung mindestens 28 Tage andauerte und vor Juni 2020 begann. Die Umfrage wurde online in COVID-19-Selbsthilfegruppen und über Social Media-Kanäle durchgeführt.

Internationale Umfrage unter COVID-19-Betroffenen

3 762 Menschen aus 56 Ländern nahmen an der Befragung teil. 1 166 (33,7 %) waren zwischen 40 und 49 Jahren alt, 937 (27,1 %) waren 50 – 59 Jahre alt, 905 (26,1 %) waren 30 – 39 Jahre alt. 2 961 der Patienten (78,9 %) waren Frauen, 718 (19,1 %) Männer, 63 (1,7 %) divers. 8,4 % berichteten, dass sie im Krankenhaus wegen COVID-19 behandelt worden waren. 27 % hatten eine Labor-bestätigte Diagnose von COVID-19. 96 % berichteten Symptome für über 90 Tage.

Umfrage-Teilnehmer: 3 762 Menschen aus 56 Ländern

Die Prävalenz von 205 Symptomen in 10 Organsystemen wurde in dieser Kohorte betrachtet. 66 Symptome wurden über 7 Monate verfolgt. Umfrage-Teilnehmer berichteten im Durchschnitt von Symptomen in 9,08 Organsystemen (95 % Konfidenzintervall, CI: 9,04 – 9,13). Die nach 6 Monaten am häufigsten berichteten Symptome waren:

  • Fatigue (77,7 %, 95 % CI: 74,9 % – 80,3 %)
  • Post-exertional Malaise (72,2 %, 95 % CI: 69,3 % – 75,0 %)
  • Kognitive Dysfunktion (55,4 %, 95 % CI: 52,4 % – 58,8 %)

Diese drei Symptome waren auch allgemein die am häufigsten genannten. In den Patienten, die sich innerhalb von weniger als 90 Tagen erholten, trat die höchste Zahl an Symptomen in Woche 2 auf (11,4 Symptome, 95 % CI: 9,4 – 13,6). Bei Patienten, die nach 90 Tage noch nicht Besserung erreichten, wurde die höchste Zahl an Symptomen im 2. Monat berichtet (17,2 Symptome, 95 % CI: 16,5 – 17,8). Menschen, die Symptome für über 6 Monate hatten, litten noch im 7. Monat im Durchschnitt unter 13,8 Symptomen (95 % CI: 12,7 – 14,9). 85,9 % (95 % CI: 84,8 % – 87,0 %) hatten Rückfälle, die durch Sport, körperliche oder geistige Anstrengung oder Stress getriggert wurden. 86,7 % der Menschen, die noch nicht erholt waren (95 % CI: 85,6 % – 92,5 %), litten zur Zeit der Befragung unter Fatigue. Von den Personen, die sich als erholt bezeichneten, berichteten dagegen nur 44,7 % (95 % CI: 38,5 % – 50,5 %) von Fatigue-Symptomen. 45,2 % (95 % CI: 42,9 % – 47,2 %) berichteten von reduzierten Arbeitsstunden im Vergleich zur Zeit vor ihrer Erkrankung. 22,3 % (95 % CI: 20,5 % – 24,3 %) konnten aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation zum Zeitpunkt der Befragung überhaupt nicht arbeiten.

Chronische oder anhaltende Erschöpfung und Beeinträchtigung des Denkens

Patienten mit Long COVID berichten demnach längerfristige Symptome verschiedener Organsysteme und sind stark beeinträchtigt. Die meisten dieser Betroffenen haben ihre Arbeitsfähigkeit von vor der Coronavirus-Infektionnach 6 Monaten noch nicht wieder erlangt. Signifikante Symptomlast besteht bei vielen Patienten nach aktuellem Stand noch nach 7 Monaten.

Historisch sind lange Komplikationen viraler Infekte wie Fatigue und kognitive Probleme auch von früheren Grippe-Epidemien bekannt, stellen also keine grundsätzlich neue Problematik mit dem Coronavirus dar (Stefano, 2021 in Med Sci Monit. veröffentlicht). Was genau diese häufig stark einschränkenden Symptome jedoch konkret auslöst, ist nicht geklärt. In der Diskussion stehen ein post-virales Fatiguesyndrom (das selbst nicht kausal verstanden ist), Autoimmuneffekte und eine persistente, also anhaltende Virusinfektion (Jacobs 2021, Medical Hypotheses). Was genau hinter Long COVID steckt, beeinflusst auch, wie manche der anhaltenden Symptome behandelt werden könnten: ob also eine chronische Fatigue therapiert werden sollte, ein überaktives Immunsystem gedämpft oder aber eine noch schwelende Infektion gestoppt werden muss. Weitere Forschung ist demnach nötig, um Betroffenen einen Weg zurück in ein normales Leben zu ermöglichen.

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Autor: Davis, Hannah E., Gina S. Assaf, Lisa McCorkell, Hannah Wei, Ryan J. Low, Yochai Re’em, Signe Redfield, Jared P. Austin, and Athena Akrami. “Characterizing Long COVID in an International Cohort: 7 Months of Symptoms and Their Impact.” MedRxiv, 2020. https://doi.org/10.1101/2020.12.24.20248802.

Bildnachweis: Pexels/ Anna Shvets