Chinesische Wissenschaftler fassten den Krankheitsverlauf von 36 Kindern zusammen, die aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus das Krankenhaus aufsuchen mussten. Die Wissenschaftler sahen, dass die Krankheit bei vielen Kindern mild bis moderat verlief. Bei etwas mehr als einem Viertel der Kinder traten gar keine Symptome auf. Kinder, die keine Symptome zeigen, könnten in einem relevanten Ausmaß zu der Verbreitung des Virus in der Gemeinschaft beitragen.


Bisher existieren nur wenige Daten dazu, in welchem Ausmaß sich Kinder an dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) infizieren und wie die vom Virus ausgelöste Krankheit COVID-19 (steht für coronavirus disease 2019) bei ihnen verläuft. Wissenschaftler aus China lieferten nun Daten zum Krankheitsverlauf von Kindern, indem sie elektronische Krankenakten von drei Krankenhäusern in der chinesischen Region Zhejiang auswerteten.

In dem Zeitraum zwischen dem 17. Januar 2020 und dem 1. März 2020 zählten die drei Krankenhäuser insgesamt 36 Kinder, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Das Durchschnittsalter der Kinder lag bei 8,3 Jahren (Standardabweichung: 3,5 Jahre).

Die meisten Kinder steckten sich bei einem nahen Familienmitglied an (32 Kinder, 89 %) oder lebten in einem Gebiet mit hohem Infektionsgeschehen (12 Kinder, 33%). Bei 8 Kindern (22 %) kamen beide Aspekte zusammen.

Meist milder bis moderater Verlauf der Erkrankung, einige Kinder hatten gar keine Symptome

Etwas mehr als die Hälfte der Kinder (19 Kinder, 53 %) wies einen moderaten Krankheitsverlauf mit Lungenentzündung auf. Die anderen 17 Kinder (47 %) hatten einen milden Krankheitsverlauf und waren entweder asymptomatisch (10 Kinder, 28 %) oder zeigten eine Symptomatik in den oberen Atemwegen (7 Kinder, 19 %).

Bei der Aufnahme ins Krankenhaus litten einige Kinder unter Fieber (13 Kinder, 36 %) und trockenem Husten (7 Kinder, 19 %). Von den Kindern mit Fieber hatten 4 Kinder (11 %) eine Körpertemperatur von 38,5 °C oder höher. Bei 9 Kindern (25 %) lag die Körpertemperatur zwischen 37,5 und 38,5°C.

Abnormale Laborbefunde gaben Hinweise auf einen schweren Krankheitsverlauf

Zu den typischen abnormalen Laborbefunden zählten eine erhöhte Creatinkinase MB (MB steht für Herz-, Skelettmuskel) (11 Kinder, 31 %), eine reduzierte Anzahl an Lymphozyten (11 Kinder, 31 %), eine Leukopenie (7 Kinder, 19 %) und ein erhöhtes Procalcitonin (6 Kinder, 17 %).

Neben Befunden aus der Bildgebung zählten eine reduzierte Anzahl an Lymphozyten, eine erhöhte Körpertemperatur, hohe Procalcitonin-Werte, ein höheres D-Dimer und eine erhöhte Creatinkinase MB zu den Variablen, die signifikant mit der Schwere der COVID-19-Erkrankung im Zusammenhang standen.

Behandlung im Krankenhaus

Alle Kinder erhielten zweimal täglich Interferon-alpha (als Spray). Insgesamt verabreichten die Ärzte 14 Kindern (39 %) zweimal täglich Lopinavir-Ritonavir (als Sirup). Sechs Kinder (17 %) benötigten eine Behandlung mit Sauerstoff.

Die Kinder verbrachten im Schnitt 14 Tage im Krankenhaus (Standardabweichung: 3 Tage). Am 28. Februar galten alle Kinder als geheilt.

In dieser Kohorte hatten alle Kinder milde bis moderate Symptome durch die COVID-19-Erkrankung. Dadurch, dass die Infektion vermutlich bei vielen Kinder asymptomatisch verläuft, besteht die Gefahr, dass die Kinder Überträger der Infektion in der Gemeinschaft sind.

Referenz:

Prof Haiyan Qiu, Junhua Wu, Liang Hong, Yunling Luo, Prof Qifa Song, Prof Dong Chen. Clinical and epidemiological features of 36 children with coronavirus disease 2019 (COVID-19) in Zhejiang, China: an observational cohort study. Lancet, March 25, 2020. DOI:https://doi.org/10.1016/S1473-3099(20)30198-5

Foto: © Marina Andrejchenko