Erlanger Sportwissenschaftler belegt mit aktueller Studie die hohe Wirksamkeit von moderatintensivem Intervalltraining (MIIT)

Körperliche Aktivität tut mehr als gut: Wer sich regelmäßig bewegt, unterstützt seine Gesundheit und minimiert nachweislich das Risiko für zahlreiche chronische Erkrankungen. Weil viele Menschen im Alltag nicht genügend Zeit für Ausdauersport haben, gewinnen effiziente Sportprogramme, wie zum Beispiel das hochintensive Intervalltraining – kurz HIIT – zunehmend an Bedeutung. „Das HIIT ist eine spezielle Form des Ausdauertrainings, bei der sich kurze, intensive Belastungsphasen und Erholungsphasen abwechseln“, erläutert Dr. Dejan Reljic, Leiter des Bereichs Sportwissenschaft und Leistungsphysiologie am Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport des Universitätsklinikums Erlangen. „Studien mit stark adipösen Patienten zeigen, dass sich dank eines HIITs zum Beispiel die Herz-Kreislauf-Leistung, der Blutdruck oder der Körperfettanteil verbessern“, berichtet Dr. Reljic. Der Sportwissenschaftler entwickelte deshalb ein extrem effizientes HIIT-Programm mit einer Dauer von zweimal 14 Minuten pro Woche, das am Hector-Center des Uni-Klinikums Erlangen erfolgreich bei verschiedenen Patientengruppen eingesetzt wird. Mit einer aktuellen Vergleichsstudie belegt Dr. Reljic jetzt erstmals, dass nicht nur ein HIIT, sondern auch ein moderatintensives Intervalltraining (MIIT), die Gesundheitswerte von adipösen Patienten signifikant verbessert: „Das bedeutet, dass das Intervalltraining selbst dann einen gesundheitlichen Nutzen hat, wenn es lediglich mit moderater Intensität durchgeführt wird“, sagt der Sportwissenschaftler.

„Intervalltrainings sind deshalb attraktiv, weil dabei mit einem überschaubaren Zeitaufwand gesundheitsprotektive Effekte zu erzielen sind“, betont Dejan Reljic. „Bereits nach wenigen Wochen konnten wir bei adipösen Patienten dank des HIIT-Trainings in Kombination mit angepasster Ernährung neben einer Gewichtsreduktion auch klinisch signifikante Verbesserungen des kardiometabolischen Risikoprofils beobachten“, berichtet Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers und Sprecherin des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen. „Diese Verbesserungen sind teilweise sogar vergleichbar mit solchen einer medikamentösen Therapie.“

MIIT – Vergleichsstudie mit moderater Belastungsfrequenz

„Die in einem HIIT enthaltenen kurzen, hochintensiven Belastungsphasen mit mehr als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz sind auch von untrainierten Patienten grundsätzlich gut zu bewältigen“, erklärt Dr. Reljic. „Es gibt insgesamt nur wenige Kontraindikationen, bei denen ein solches Training nicht möglich ist.“ Dennoch untersuchte der Sportwissenschaftler jetzt in einer aktuellen Vergleichsstudie, ob das extrem zeiteffiziente HIIT-Programm auch bei einer geringeren Belastungsintensität immer noch gesundheitsförderliche Effekte erzeugen kann. Hierfür wurden insgesamt 117 adipöse Patienten mit metabolischem Syndrom entweder dem HIIT (Intervalle mit einer Belastung von mehr als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz) oder einem MIIT (Intervalle mit einer Belastung von weniger als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz) oder aber einer Kontrollgruppe ohne jegliches Training zugeteilt. Alle Studienteilnehmer erhielten zudem eine Ernährungsberatung zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Nach der zwölfwöchigen Trainingsphase verbesserten die Teilnehmer der HIIT-Gruppe ihre Herz-Kreislauf-Leistung und kardiometabolischen Risikomarker erwartungsgemäß am stärksten. Allerdings zeigte sich auch bei der MIIT-Gruppe eine signifikante Verbesserung der Leistungsfähigkeit und des kardiometabolischen Risikoprofils. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe ohne jegliches Intervalltraining konnten hingegen lediglich ihr Gewicht reduzieren.

MIIT als Vorbereitung für HIIT

„Wenn keine Kontraindikationen bestehen, empfehlen wir unseren Patienten die intensivere Variante HIIT, da diese effektiver ist. In jedem Fall sollte neben einer Ernährungsumstellung mit Reduktion der Kalorienzufuhr auch eine verstärkte körperliche Aktivität angestrebt werden, um das kardiometabolische Risikoprofil optimal zu verbessern“, betont Dr. Reljic. „Für Personen, die ein HIIT noch nicht umsetzen oder sich nicht für ein intensiveres Training motivieren können, kann MIIT eine gute Alternative oder eine vorbereitende Trainingsmodalität darstellen“, resümiert der Sportwissenschaftler.

Link zur Studie: https://www.nature.com/articles/s41598-021-82372-4

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