Risikostratifizierung von Patienten mit spinalen Ependymomen wesentlich verbessert

Myxopapilläre Ependymome (MPE) sind spinale Tumoren, die in allen Altersklassen vorkommen, auch im Kindesalter. Viele Patienten erleiden im Laufe der Zeit ein Rezidiv und müssen sich einer erneuten Operation oder einer Bestrahlung unterziehen. Das Rezidivrisiko vorherzusagen und die Nachbeobachtung der Patienten dementsprechend anzupassen, war jedoch bislang kaum möglich. Dem Team von Prof. Ulrich Schüller am Forschungsinstitut Kinderkrebszentrum-Hamburg ist es anhand einer Kohorte von annähernd 200 Patienten erstmals gelungen, histologische und molekulare Merkmale zu identifizieren, die das Progressionsrisiko gut vorhersagen.

An der Studie, deren Ergebnisse jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Neuro-Oncology publiziert wurden, haben sich nicht nur zahlreiche nationale, sondern auch internationale neuroonkologische Zentren beteiligt. Hauptverantwortlich war dabei Dr. Michael Bockmayr von der Klinik für pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), der am Forschungsinstitut Kinderkrebszentrum forscht und im Rahmen des Mildred-Scheel-Nachwuchszentrums gefördert wird. Für die pädiatrischen Patienten sind vor allem Daten mit in die Studie eingeflossen, die an der HIT-MED Studienzentrale in Hamburg unter der Leitung von Prof. Stefan Rutkowski erhoben wurden. Die Tumoren wurden nicht nur histologisch, sondern auch epigenetisch und bzgl. ihrer Genexpression untersucht, bevor diese Daten mit dem klinischen Verlauf der Patienten korreliert wurden.

„Uns ist es erstmals gelungen, histologische und molekulare Merkmale zu identifizieren, die das Progressionsrisiko gut vorhersagen. Leider waren es vor allem die pädiatrischen Patienten, die ein kürzeres Progression-freies Überleben aufzeigten“, erläutert Professor Dr. Ulrich Schüller vom Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg die Ergebnisse „Jetzt gilt es, die Nachbeobachtung der Patienten dieser neuen Risikostratifizierung anzupassen und klinische Studien aufzusetzen, die evaluieren, inwieweit die Patienten mit einem Hochrisikotumor von einer adjuvanten Therapie profitieren“.

Originalpublikation

Comprehensive profiling of myxopapillary ependymomas identifies a distinct molecular subtype with relapsing disease | Neuro-Oncology | Oxford Academic (oup.com)

Über das Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg

Forschung ist die einzige Lösung im Kampf gegen Krebs bei Kindern. Kindliche Tumore unterscheiden sich meistens von denen Erwachsener und benötigen Behandlungskonzepte, die speziell auf junge Patienten zugeschnitten sind. Daher ist eine gezielte Forschung zu Krebserkrankungen im Kindesalter nötig, um daraus bessere diagnostische und therapeutische Verfahren abzuleiten. Aufgrund der geringen Fallzahlen sind die Mittel und die öffentliche  Aufmerksamkeit für die Erforschung dieser Erkrankungen begrenzt, die Kinderkrebsforschung ist also in besonderem Maße auf die Unterstützung durch Spenden angewiesen.
2006 gründete die Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. daher das Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg (kinderkrebs-forschung.de). Dort konzentriert man sich auf drei Schwerpunkte, die in der Pädiatrischen Onkologie eine zentrale Rolle spielen:
Leukämien, Hirntumore sowie Stammzelltransplantation und Immuntherapie. Die Finanzierung des Instituts erfolgt überwiegend durch Spenden und Patenschaften. Rund die Hälfte der Projektkosten werden zudem durch eingeworbene Drittmittel, zum Beispiel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Deutschen Krebshilfe, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Europäischen Union (EU) und anderer Drittmittelgeber gedeckt. Das junge Institut wird von einem internationalen wissenschaftlichen Beirat begleitet.

Krebs im Kindesalter

In Deutschland erkranken jährlich circa 2.000 Kinder und Jugendliche an Krebs – die häufigsten Formen sind Blutkrebs (Leukämien), Hirntumoren sowie Tumoren des Lymphgewebes. Karzinome, die bei Erwachsenen mehr als 90% der Neuerkrankungen ausmachen, kommen dagegen selten vor.
Die Diagnose Krebs ist für die Familien zutiefst einschneidend und stellt den Lebensalltag auf den Kopf. Die Behandlung zieht sich in der Regel über Wochen und Monate hin. Die verschiedenen Therapieformen stellen eine außerordentlich starke Belastung für die jungen Patienten dar. Akute Nebenwirkungen treten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf.  Besorgniserregend sind auch die zunehmend diagnostizierten, teilweise gravierenden Spätfolgen der Strahlen- und Chemotherapie von Krebserkrankungen im Kindesalter. Generell konnten dank erfolgreicher Forschung in den letzten Jahrzehnten große Erfolge bei der Bekämpfung kindlicher Krebserkrankungen erzielt werden. Heute sind die Erkrankungen in vielen Fällen heilbar: Etwa 80 Prozent aller Betroffenen überleben. Das ist ein großer Erfolg, wenn man bedenkt, dass diese Kinder noch bis vor wenigen Jahrzehnten kaum Überlebenschancen hatten. Gleichwohl sterben auch heute noch zu viele Kinder an Krebs oder erfahren durch die Erkrankung oder die Behandlungsmethoden schwerwiegende Einbußen ihrer Lebensqualität.

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