65 Prozent der Menschen in Deutschland unterstützen eine Impfpflicht gegen COVID-19 für alle Erwachsenen. Für eine Impfpflicht für alle Altersgruppen mit bereits zugelassenem Impfstoff – auch Kinder und Jugendliche – sprechen sich 60 Prozent aus. Das ergab die aktuelle Befragung der repräsentativen European COvid Survey, die das Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg regelmäßig durchführt.

Eine Impfpflicht nur für einzelne Gruppen, wie medizinisches Personal, den öffentlichen Dienst oder Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere, erzielt jeweils rund 70 Prozent Zustimmung. „Die Unterstützung einer Impfpflicht scheint daher eher eine generelle Entscheidung der Menschen zu sein. Für wen diese letztendlich gilt, spielt nur eine untergeordnete Rolle“, so Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE. Grundsätzlich zeige sich: Je älter die Menschen sind, umso mehr befürworten sie die Impfpflicht. Zudem ist die Zustimmung im Norden und Westen Deutschlands am größten. Ungefähr jeder Sechste hat sich aber aktuell noch keine eindeutige Meinung für oder gegen eine Impfpflicht gemacht.

Obwohl nur jeder Zweite derzeit mit dem Management der Impfkampagne zufrieden ist, stieg die Impfbereitschaft in Deutschland auf 86 Prozent, vier Prozentpunkte mehr als im September 2021. Im Westen und Süden Deutschlands kletterte die Impfbereitschaft auf 90 Prozent, die östlichen Bundesländer liegen mit 77 Prozent deutlich niedriger. „Geringe Werte bei der Impfbereitschaft finden wir vor allem bei den Menschen, die nur geringes Vertrauen in die Regierung haben“, so Schreyögg. In dieser Gruppe liege die Impfbereitschaft bei nur 65 Prozent.

Von den bereits Geimpften sind 79 Prozent bereit, sich auch boostern zu lassen, am höchsten ist der Wert im Westen Deutschlands mit 84 Prozent. Im Osten ist dagegen mehr als jeder fünfte Geimpfte gegen eine Booster-Impfung. Unter den befragten Eltern gaben 56 Prozent an, ihre Kinder impfen zu lassen, vier Prozentpunkte weniger als im September. Gegen eine Impfung ihrer Kinder sind demnach 27 Prozent. In anderen europäischen Ländern zeigen sich hier große Unterschiede: So gaben in Spanien und Portugal nur sechs beziehungsweise sieben Prozent der Eltern an, ihre Kinder nicht impfen zu lassen, in Frankreich sagten dies 30 Prozent.

Ungeachtet der aktuellen Diskussion über eine mögliche Impfpflicht machen sich 81 Prozent der Befragten in Deutschland Sorgen über eine Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften. In Dänemark liegt dieser Wert mit 68 Prozent am geringsten unter den acht befragten europäischen Ländern, gefolgt von Großbritannien mit 71 Prozent.

Eine Darstellung der Ergebnisse aus allen Befragungswellen ist unter folgendem Link zu finden: https://www.hche.uni-hamburg.de/corona.html

Hinweis: Die Impfbereitschaft bezieht sich auf die repräsentative Stichprobe der Gesamtbevölkerung und beinhaltet geimpfte und noch nicht geimpfte Befragte.

Über die European COvid Survey (ECOS)

Für die European COvid Survey (ECOS) werden seit April 2020 rund alle zwei Monate 7.000 Menschen in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und Portugal befragt. Ziel ist es, die Einstellungen und Sorgen der Menschen in Europa über den Verlauf der Pandemie zu messen. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Thema Impfen. Circa die Hälfte der Befragten nahm bereits mehrfach teil. Ein Teil der Fragen bleibt immer gleich und bildet somit über den Zeitverlauf die Veränderung ab. Darüber hinaus kommen auch neue Fragen hinzu, die das aktuelle Geschehen aufgreifen. Inzwischen sind acht Befragungswellen erfolgt, in der Befragung im Juli kam mit Spanien ein weiteres Land hinzu. Somit erhöhte sich die Zahl der Befragten auf 8.000. Die aktuelle Befragung fand vom 23. Dezember 2021 bis 11. Januar 2022 statt.

Kooperationspartner:

ECOS ist ein gemeinsames Projekt der Nova School of Business and Economics (Portugal), Bocconi University (Italien), Erasmus University Rotterdam (Niederlande) und der Universität Hamburg (mit Mitteln der Exzellenzstrategie) und erhält eine Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Foto: Pixabay/ iqbal nuril anwar