Frühere Studien konnten bereits einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen Migräne und einer Schilddrüsenunterfunktion aufzeigen. Eine polnische Studie über 928 Patienten deutet nun darauf hin, dass eine Funktionsstörung der Schilddrüse den Verlauf einer Migräneerkrankung beeinflussen könnte und mit ihrer Chronifizierung assoziiert ist.

Die Hashimoto-Thyreoiditis (HT) ist heutzutage die Hauptursache für eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Die Prävalenz der Hashimoto-Thyreoiditis nimmt in der Allgemeinbevölkerung stetig zu. Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei welcher der Körper Antikörper gegen Schilddrüsenbestandteile bildet. Wissenschaftler aus Polen haben nun den potenziellen Zusammenhang zwischen Migräne und Hashimoto-Thyreoiditis näher beleuchtet.

Welche Rolle spielt die Schilddrüse bei Migräne?

In der Studie wurde die Prävalenz von Hashimoto-Thyreoiditis bei Migräne analysiert, zudem wurde untersucht, ob das Vorhandensein einer HT den Schweregrad der Migräne beeinflusst. Die retrospektive, beobachtende Kohortenstudie umfasste Migränepatienten, die an einem polnischen Kopfschmerzzentrum in Behandlung waren. In elektronischen Patientenakten wurden folgende Daten erfasst:

  • Migränetyp
  • Kranial-autonome Symptome (CAS)
  • Monatliche Migränetage (MMD)
  • Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch (MOH)
  • Begleiterkrankungen einschließlich Hashimoto-Thyreoiditis

Retrospektive Kohortenstudie eines Kopfschmerzzentrums in Polen

Es wurden 928 geeignete Migränepatienten in die Studie einbezogen, davon waren 88,7 % Frauen. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug 36,09 Jahre. Bei 592 Probanden (63,8 %) wurde eine episodische Migräne (EM) diagnostiziert, bei den übrigen Teilnehmern eine chronische Migräne (CM). Bei 258 Migränepatienten (27,8 %) wurde zusätzlich ein Medikamentenübergebrauchskopfschmerz dokumentiert. Die Patienten litten im Durchschnitt seit 15,99 Jahren an Migräne.

Analyse über 928 Patienten: Jede 10. Person mit Hashimotos

Bei 106 Teilnehmern (11,4 %) wurde eine Hashimoto-Thyreoiditis diagnostiziert, bei 148 (15,9 %) eine Schilddrüsenunterfunktion, während 84 Teilnehmer (9,05 %) beide Diagnosen hatten. Migränepatienten mit Hashimoto-Thyreoiditis wiesen im Vergleich zu Probanden ohne die Autoimmunerkrankung folgende Merkmale auf:

  • Höheres Alter (p < 0,001)
  • Höherer Anteil Frauen (p = 0,0017)
  • Längere Migränedauer (p < 0,001)
  • Häufigere kranial-autonome Symptome (<0,001)
  • Häufigere Entwickung einer chronischen Migräne (p = 0,0169)
  • Mehr Depressionen (p = 0,0047)
  • Mehr monatliche Migränetage (p = 0,0195)

Die statistische Auswertung zeigte, dass das Vorhandensein von chronischer Migräne positiv mit einer Hashimoto-Thyreoiditis (OR: 1,76; p = 0,045), Medikamentenübergebrauchskopfschmerz und der Migränedauer assoziiert war. Im Gegensatz dazu war eine chronische Migräne negativ mit einer Migräneaura assoziiert.

Hashimoto-Thyreoiditis häufige Begleiterkrankung bei Migräne

Die Hashimoto-Thyreoiditis kommt bei Migränepatienten, insbesondere bei Frauen, sehr häufig vor und ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen bei Migräne. Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass eine Hashimoto-Thyreoiditis den Verlauf einer Migräneerkrankung negativ beeinflusst und sogar zu deren Chronifizierung beitragen kann. Bei Frauen mit Migräne sollte demnach häufiger die Schilddrüsenfunktion überprüft werden.

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom

Autor: Nowaczewska M, Straburzyński M, Meder G and Waliszewska-Prosół M (2024) The relationship between migraine and Hashimoto’s thyroiditis: a single center experience. Front. Neurol. 15:1370530. doi: 10.3389/fneur.2024.1370530

Foto: Pexels/ Marcus Aurelius