Neben der Wirksamkeit gegen die Erkrankung COVID-19 ist bei einer Medikamentenprüfung im Rahmen klinischer Studien die Sicherheit der Therapie ein wesentlicher Faktor. Dazu evaluierten Wissenschaftler nun adverse Reaktionen auf die Medikamente, die bei der COVID-19-Behandlung eingesetzt und getestet wurden. Im Review einer globalen Datenbank zu adversen Reaktionen auf medikamentöse Therapien bei COVID-19 zeigten sich Unterschiede zwischen Männern und Frauen, aber auch im Vergleich zu anderen Indikationen auf. Demnach sind auch gut bekannte Medikamente mit mehr offenen Fragen behaftet, wenn sie bei COVID-19 eingesetzt werden.

Seit das neue Coronavirus durch die Welt zieht und eine immense Zahl von Menschen mit der komplexen Erkrankung COVID-19 infiziert, werden zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Krankheit eingesetzt. Im Rahmen klinischer Studien zur Wirksamkeit mancher dieser Wirkstoffe, etwa Azithromycin, Chloroquin, Hydroxychloroquin, der Kombination Lopinavir/Ritonavir oder Remdesivir, ist neben der Wirksamkeit gegen die Erkrankung COVID-19 oder einen Teil der Symptome auch, wie bei jeder Medikamentenprüfung, die Sicherheit ein wesentlicher Faktor. Dazu evaluierten Wissenschaftler nun adverse Reaktionen auf die Medikamente, die bei der COVID-19-Behandlung eingesetzt wurden.

Analyse adverser Reaktionen auf COVID-19-Behandlungen aus globaler Datenbank

Berichte zu COVID-19-spezifischen Behandlungen wurden aus der globalen Datenbank zu unerwünschten Effekten bei medikamentöser Behandlung (VigiBase) erfasst. Alle Medikamente, die bei der Indikation COVID-19 eingesetzt wurden und bis zum 7. Juni 2020 mindestens 100 mal in der Datenbank auftauchten, wurden analysiert. Die unerwünschten Ereignisse im Rahmen der Behandlung wurden dabei auch im Vergleich zum Einsatz bei anderen Indikationen und mit Blick auf Unterschieden zwischen den Geschlechtern betrachtet.

2 573 Berichte zu Medikamenten bei COVID-19

Insgesamt 2 573 Berichte zu Medikamenten im Rahmen der COVID-19-Behandlung wurden identifiziert. Nach Häufigkeit der Berichte geordnet, tauchten QT-Verlängerung im Elektrokardiogramm (EKG), Diarrhoe, Übelkeit, Hepatitis und Erbrechen bei Männern eher auf. Bei Frauen stand Diarrhoe an erster Stelle, gefolgt von QT-Verlängerung im EKG, Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch. Weitere hepatische und Nieren-bezogene Ereignisse fanden sich unter den häufigst berichteten adversen Reaktionen bei Männern. Bei Frauen tauchten dagegen keine hepatischen oder renalen Begriffe auf. COVID-19-bezogene Berichte zu adversen Reaktionen unterschieden sich auch von Berichten im Rahmen der Behandlung anderer Indikationen.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Differenzen zu anderen Indikationen

Im Review einer globalen Datenbank zu adversen Reaktionen auf medikamentöse Therapien bei COVID-19 zeigten sich somit Geschlechtsunterschiede auf: Frauen und Männer schienen unterschiedliche Arten von unerwünschten Effekten zu haben. Die Reaktionen auf die Medikamente unterschieden sich allerdings auch von den bislang aus der Behandlung anderer Indikationen bekannten Mustern. Manche der Unterschiede, schreiben die Autoren, könnten dem unterschiedlichen Schweregrad der Krankheitsverläufe bei Männern und Frauen geschuldet sein, manche seien eventuell auch infolge der Pandemie-Berichterstattung auf die größere Bekanntheit der erwartbaren Symptome (z. B. QT-Verlängerung) zu sehen. Genauere Untersuchungen scheinen allerdings angebracht zu sein, um genauere Prognosen der Risiken und Nebenwirkungen bei Behandlungsbeginn stellen zu können.

[DOI: 10.1007/s40264-020-01000-8]

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