Eine italienische Beobachtungsstudie zu Erfahrungen mit kurzzeitiger und langfristiger (bis zu 9 Jahre) hormoneller Endometriose-Behandlung mit dem Progestin Dienogest zeigte bessere Reduktion von Endometrioma-Größe und manchen Schmerzen mit längerer Behandlung, jedoch häufiger unerwünschte Effekte wie Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und reduzierte Libido.

Wenn Gewebe der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) an anderen Stellen als in der Gebärmutter auftritt und wächst, spricht man von Endometriose. Frauen mit Endometriose können symptomfrei sein. Manche Frauen entwickeln jedoch starke Schmerzen beispielsweise während der Menstruation, chronische Unterleibsschmerzen, Harnwegstrakt- oder Magen-Darm-Symptome oder leiden an Unfruchtbarkeit. Behandlungen können die operative Entfernung des endometriotischen Gewebes einschließen, häufig gefolgt von hormoneller Behandlung zum Verhindern neuer endometrischer Läsionen. Hormonelle Therapien, typischerweise GnRH-Agonisten, Estroprogestine, Progestine oder GnRH-Antagonisten, können jedoch auch ohne Operation eine Behandlungsoption darstellen.

Hormonelle Endometriosebehandlung: Erfahrungen mit kurzzeitiger und langfristiger Therapie

Die vorliegende Studie eines Behandlungszentrums in Italien fasste die Erfahrungen mit kurzzeitiger und langfristiger hormoneller Behandlung von Patientinnen mit Endometriose mit dem Progestin Dienogest zusammen.

Frauen mit chronischen Unterleibsschmerzen aufgrund von Endometriose nahmen an dieser Beobachtungsstudie zwischen Juni 2012 und Juli 2021 teil. Die Patientinnen erhielten täglich 2 mg Dienogest. Die Autoren verglichen Patientinnen, die kurzfristig mit Dienogest behandelt wurden (0 – 15 Monate, Kurzzeitgruppe), mit Patientinnen, die langfristig Dienogest einnahmen (über 15 Monate, Langzeitgruppe). Die Analyse betrachtete Unterschiede in Schmerzsymptomen, eingeschätzt durch die Teilnehmerinnen auf einer Skala von 0 bis 10 (visuelle Analogskala, VAS), sowie in der mittels Ultraschall ermittelten Größe von Endometriose-Zysten, den sogenannten Endometrioma. Zudem verglichen die Autoren das Auftreten von unerwünschten Effekten der Behandlung. Die Knochengesundheit der Patientinnen in Langzeit-Behandlung wurde darüber hinaus alle 24 Monate untersucht.

Beobachtungsstudie in Italien mit 157 Patientinnen

Insgesamt nahmen 157 Patientinnen im durchschnittlichen Alter von 37 Jahren (19 – 54 Jahre) an der Studie teil. Die Kurzzeitgruppe umfasst 56 Patientinnen, die Dienogest für bis zu 15 Monate einnahmen. Die Langzeitgruppe (ab 15 Monaten) schloss 27 Frauen mit Behandlungsdauer zwischen 15 und 24 Monaten ein, 19 Patientinnen nahmen den Wirkstoff über 2 bis 4 Jahre, 54 Patientinnen über 5 bis 8 Jahre und 1 Patientin über 9 Jahre ein. Patientinnen in der Kurzzeitgruppe waren im Durchschnitt jünger als Frauen in der Langzeitgruppe (p < 0,0001).

Bis zu 15 Monate (Kurzzeit) oder bis zu 9 Jahre Dienogest (Langzeit)

Die durchschnittliche Größe der größten Endometrioma nahm im Laufe der Behandlung ab. Zum ersten Messzeitpunkt betrug die durchschnittliche Größe 33,2 mm (29,4 – 36,9 mm), nach einem Jahr wurden im Schnitt 24,6 mm große Endometrioma gemessen. Die Größe war demnach um 8,7 mm reduziert, entsprechend einer Abnahme um 25,8 %. Die durchschnittliche Größe reduzierte sich weiter in der Langzeitgruppe.

Menstruationsschmerzen konnten besonders stark im ersten Behandlungsjahr reduziert werden. Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs sowie während des Stuhlgangs wurden bei davon betroffenen Patientinnen sukzessive über die Behandlungsjahre geringer, mit größten Effekten ebenfalls im ersten Jahr. Nicht-menstruelle Unterleibsschmerzen wurden messbar in den ersten drei Jahren gelindert, ohne Veränderung darüber hinaus.

Abnehmende Endometrioma-Größe und manche Schmerzarten geringer mit längerer Behandlung

In beiden Behandlungsgruppen kam es zu Veränderungen des Menstruationszyklus. Dies betraf im Schnitt jede 5. Patientin (22,9 %). In der Langzeitgruppe kam es signifikant häufiger zu Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und reduzierter Libido als in der Kurzzeitgruppe. Bei etwa jeder 4. Patientin (27,6 %) wurde in der Langzeitbehandlung eine Osteopenie festgestellt, jedoch entsprach dies der Häufigkeit in der allgemeinen Bevölkerung, berichten die Autoren.

Langzeitanwendung häufiger Kopfschmerz, Gewichtszunahme, reduzierte Libido

Die Autoren schließen, dass die hormonelle Behandlung mit dem Progestin Dienogest langfristig eine Möglichkeit zur Besserung verschiedener Endometriose-Symptome darstellt. Allerdings kann die langfristige Behandlung, in der hier untersuchten Gruppe über bis zu 9 Jahre, mit unerwünschten Effekten wie Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und reduzierter Libido einhergehen.

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Autor: Maiorana A, Maranto M, Restivo V, Gerfo DL, Minneci G, Mercurio A, Incandela D. Evaluation of long-term efficacy and safety of dienogest in patients with chronic cyclic pelvic pain associated with endometriosis. Arch Gynecol Obstet. 2024 Feb;309(2):589-597. doi: 10.1007/s00404-023-07271-7. Epub 2023 Nov 29. PMID: 38019280; PMCID: PMC10808538.

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