Schwangerschaftsdiabetes wird als hyperglykämischer Zustand definiert, der sich in der Schwangerschaft entwickelt und nach der Entbindung auflöst – neben möglichen Folgeschäden bleibt jedoch ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes sowohl bei Mutter als auch Kind. Eine Analyse über 18 Studien mit zusammen 4 600 885 Frauen zeigte nun, dass das Risiko eines Schwangerschaftsdiabetes besonders bei schwerer Endometriose erhöht ist.

Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Verlauf einer Schwangerschaft und wird als hyperglykämischer Zustand definiert, der sich in der Schwangerschaft entwickelt und nach der Entbindung auflöst. Liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor, ist das Risiko für einen zukünftigen Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) sowohl bei den Müttern als auch bei den Kindern erhöht. Bekannte Risikofaktoren umfassen unter anderem Übergewicht oder Adipositas vor der Schwangerschaft, fortgeschrittenes Alter der Mutter, exzessive Gewichtszunahme während der Schwangerschaft und Vorkommen von Typ-2-Diabetes in der Familie.

Zusammenhang zwischen Endometriose und Schwangerschaftsdiabetes?

Ob es einen Zusammenhang zwischen Endometriose und Schwangerschaftsdiabetes gibt, war bislang unklar. Chronisch entzündliche Prozesse, wie sie bei der Endometriose auch vorkommen, erhöhen das Risiko. Allerdings wird eine neuere Hypothese aus der Evolutionsbiologie diskutiert, nach der das polyzstische Ovarialsyndrom (PCOS) und Endometriose zwei entgegengesetzte Extreme von Entwicklung und Aktivität der hypothalamischen-Hypohysen-gonadalen Achse darstellen könnten. Womöglich könnte daher das bei PCOS bekannte erhöhte Risiko für Schwangerschaftsdiabetes nicht bei Endometriose zu sehen sein.

Wissenschaftler führten daher eine Literaturübersicht durch, um Hinweise zum Risiko für Schwangerschaftsdiabetes bei Frauen mit Endometriose zu ermitteln. Dazu recherchierten in den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Medline, Embase und Scopus entsprechende Studien mit Veröffentlichung bis Juni 2022.

Analyse über 18 Studien mit über 4 Millionen Frauen

Insgesamt konnten 18 Studien mit zusammen 4 600 885 Frauen betrachtet werden. Das Gesamtrisiko eines Schwangerschaftsdiabetes bei Endometriose war signifikant höher als bei den Kontrollpersonen ohne Endometriose (Odds Ratio, OR: 1,23; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,07 – 1,51). Eine signifikante Assoziation bestand bei natürlich eingetretenen Schwangerschaften (OR: 1,08; 95 % KI: 1,04 – 1,12), aber nicht bei Schwangerschaften nach assistierter Reproduktion (OR: 0,93; 95 % KI: 0,70 – 1,24). Basierend auf einer nur begrenzten Zahl von Studien zu speziell schweren Endometriose-Verläufen zeigte sich ein im Schnitt mehr als dreifach erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes in späteren Stadien der Endometriose (OR: 3,20; 95 % KI: 1,20 – 8,54). Dies schien jedoch unabhängig von der Lokalisation der Endometrioseläsionen.

Erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, besonders bei schwerer Endometriose

Die Analyse zeigte somit, dass Endometriose das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöht. Dies scheint besonders schwerer ausgeprägte Erkrankungsformen zu betreffen. Bei Frauen mit Endometriose sollte demnach bei einer Schwangerschaft stärker auf mögliche Anzeichen eines Schwangerschaftsdiabetes geachtet werden.

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Autor: Salmeri N, Li Piani L, Cavoretto PI, Somigliana E, Viganò P, Candiani M. Endometriosis increases the risk of gestational diabetes: a meta-analysis stratified by mode of conception, disease localization and severity. Sci Rep. 2023 May 19;13(1):8099. doi: 10.1038/s41598-023-35236-y. PMID: 37208452; PMCID: PMC10199077.

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