In einer Metaanalyse wurde untersucht, ob die Teilnahme an prospektiver Überwachung das Risiko für einen Lymphstau bei Brustkrebspatientinnen reduzieren kann. Die Teilnahme an der Überwachung in Verbindung mit Interventionen beim Auftreten von Risikofaktoren war mit einem geringeren Risiko für das Auftreten eines chronischen Lymphstaus assoziiert.

Ein Lymphstau (Lymphödem) in den Armen kann in Folge einer Lymphadenektomie auftreten. Dabei kann es durch einen gestörten Lymphabfluss zu einer Anstauung von Lymphflüssigkeit in den Zellzwischenräumen und infolgedessen zu Schwellungen kommen. Ein Lymphstau entwickelt sich typischerweise in zwei Phasen. In der ersten Phase tritt nur die reversible Anstauung der Lymphflüssigkeit auf. In der zweiten, irreversiblen Phase kann jedoch sich verhärtendes Bindegewebe gebildet werden. In diesem Fall spricht man von einem chronischen Lymphstau. Das Risiko steigt dabei mit der Anzahl der entfernten Lymphknoten. Bei einer Entfernung der axillären Lymphknoten ist von einem sehr hohen Risiko auszugehen.

Prospektive Überwachung soll ein frühes Eingreifen ermöglichen

Der oben beschriebene Ablauf zeigt: Werden die Anzeichen rechtzeitig erkannt, ist ein Eingreifen möglich, um zu verhindern, dass ein chronischer Lymphstau entsteht. Eine Option, um dies zu ermöglichen, ist die Teilnahme an einer prospektiven Überwachung. Hierbei wird durch verschiedene Methoden das Volumen der Gliedmaßen vor und in der Zeit nach der Operation bestimmt. Wird eine Schwellung bemerkt, kann diese z.B. mit einer Kompressionstherapie behandelt werden. In einer Meta-Analyse wurde nun untersucht, wie sich die Teilnahme an einer aktiven Überwachung auf das Risiko auswirkt, einen chronischen Lymphstau zu entwickeln. Für die Analyse wurden 23 Studien mit insgesamt 5 584 Teilnehmerinnen inkludiert. In den Studien wurden die Standardbehandlung nach der Operation mit der Teilnahme an einem prospektiven Überwachungsprogramm verglichen. Hierfür wurde das 95 % Konfidenzintervall (KI) des relativen Risikos (RR) gebildet.

Prospektive Überwachung reduziert das Risiko, einen chronischen Lymphstau zu entwickeln

Die Teilnahme an einem prospektiven Überwachungsprogramm in Verbindung mit Interventionen bei Auftreten von Risikofaktoren war mit einem reduzierten Risiko für chronischen Lymphstau assoziiert (RR: 0,31; 95 % KI: 0,10 – 0,95). Die Häufigkeit für das Auftreten eines chronischen Lymphstaus lag bei prospektiver Überwachung bei 4 % (95 % KI: 3 – 6 %). In den Fällen, in denen die axillären Lymphknoten entfernt wurden, lag die Häufigkeit bei 6 % (95 % KI: 4 – 9).

Die Autoren schlussfolgerten, dass prospektive Überwachung geeignet sei, um das Risiko für chronischen Lymphstau zu reduzieren.

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom

Autor: Rafn BS, Christensen J, Larsen A, Bloomquist K. Prospective Surveillance for Breast Cancer-Related Arm Lymphedema: A Systematic Review and Meta-Analysis. J Clin Oncol. 2022 Mar 20;40(9):1009-1026. doi: 10.1200/JCO.21.01681 . Epub 2022 Jan 25. PMID: 35077194 .

Foto: Pexels/ cottonbro