Studienlage zu Cannabis bei Krebsschmerzen: Wenig positive Evidenz, aber Risiken
Das multinationale Komitee zur supportiven Therapie bei Krebserkrankungen MASCC spricht sich auf Basis eines systematischen Reviews über 34 Studien gegen den Einsatz von Cannabinoiden als adjuvantes Analgesikum bei Krebsschmerzen aus. Demnach liegen kaum Evidenz zur Wirksamkeit und inkonsistente Hinweise zu Risiken vor. Besondere Vorsicht, so die Autoren, ist bei Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren angebracht.
Nach aktuellen Schätzungen nutzen etwa 18 % der Patienten mit einer Krebserkrankung zu irgendeinem Zeitpunkt Cannabis entweder palliativ oder zur Behandlung des Krebses. Das MASCC-Komitee (Multinational Association of Supportive Care in Cancer) führte nun einen systematischen Review zu randomisierten Studien zum Einsatz von Cannabis bei Schmerzen bei Krebserkrankungen durch. Dies sollte helfen, den Einsatz von Cannabis und die damit einhergehenden Risiken und unerwünschten Ereignisse bei Krebspatienten besser einzuschätzen.
Wie ist die Studienlage zu Cannabis bei Krebsschmerzen?
Für diesen systematischen Review ermittelten die Autoren randomisierte Studien oder systematische Reviews über randomisierte Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken MEDLINE, CCTR, Embase und PsychINFO. Die Recherche umfasste Studien zu Cannabis und Cannabinoiden bei Krebspatienten mit Veröffentlichung bis 12. November 2021. Relevante Studien konnten bei erwachsenen Patienten mit einem Placebo oder einer aktiven Kontrolle durchgeführt worden sein.
Systematischer Review über 34 systematische Reviews und randomisierte Studien
Insgesamt konnten 34 systematische Reviews und randomisierte Studien für die Analyse ermittelt werden. Dies umfasste 7 randomisierte Studien zu Krebsschmerzen. In zwei der Studien konnten positive Ergebnisse für primäre Endpunkte gefunden werden. Dies konnte jedoch in Studien ähnlichen Designs nicht reproduziert werden. Qualitativ hochwertige systematische Reviews mit Metaanalysen fanden kaum Evidenz, dass Cannabinoide effektiv als Adjuvanz oder analgesische Behandlung bei Krebsschmerzen sind. Insgesamt 7 systematische Reviews und randomisierte Studien berichteten Risiken und adverse Ereignisse. Die Evidenz zu Arten und Grad der Risiken für Patienten beim Einsatz von Cannabinoiden war jedoch inkonsistent.
Kaum positive Evidenz, Risiken und Interaktionen mit laufender Therapie bedenken
Das multinationale Komitee zur supportiven Therapie bei Krebserkrankungen MASCC spricht sich auf dieser Basis gegen den Einsatz von Cannabinoiden als adjuvantes Analgesikum bei Krebsschmerzen aus. Die Autoren plädieren dafür, die potenziellen Risiken und möglichen adversen Ereignisse bei Krebspatienten, speziell bei einer laufenden Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren, mit Vorsicht zu bedenken.
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Autor: To J, Davis M, Sbrana A, Alderman B, Hui D, Mukhopadhyay S, Bouleuc C, Case AA, Amano K, Crawford GP, de Feo G, Tanco K, Garsed J. MASCC guideline: cannabis for cancer-related pain and risk of harms and adverse events. Support Care Cancer. 2023 Mar 6;31(4):202. doi: 10.1007/s00520-023-07662-1. Erratum in: Support Care Cancer. 2023 May 6;31(6):323. PMID: 36872397.
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